Treasure Hunt

Spätestens seit Promis wie Bernhard Hoëcker Bücher über Geocaching schreiben, hat die Schatzjagd mittels GPS die breiten Massen erobert. Aber was ist Geocaching eigentlich? Die Älteren unter uns kennen vielleicht noch die guten, alten Schnitzeljagden. Geocaching ist im Prinzip dasselbe, nur dass die meisten Informationen über das Internet laufen. Durch die Bekanntgabe von genauen Koordinaten, oder Startkoordinaten und Hinweisen von Zwischenstationen oder durch Lösung eines Rätsels erfährt man vom Versteck der kleinen und größeren Dosen. Vor Ort erwartet einen ein Logbuch, in dem man sich verewigen kann. Einige Verstecke bieten zudem die Möglichkeit, kleinere oder größere Tauschgegenstände aufzunehmen.
Aber wie soll ein Spiel zu diesem Thema funktionieren? Ist Geocaching nicht selbst schon ein Spiel? Sehen wir uns einfach an, was ein passionierter Geocacher erschaffen hat!

Jeder Spieler ist mit zwei Abenteurern unterwegs auf einem 900 Felder (30 in Ost-West- und 30 in Nord-Süd-Richtung) umfassenden Spielplan. Hierbei verfolgt man stets drei Routen gleichzeitig, jede durch ihr eigenes Symbol markiert. Jede Route hat ihre aktive Koordinate, hier ist die nächste Station zu finden. Erreicht man eine solche, erhält man eine neue Koordinatenkarte, die man an die Route anlegt, und außerdem eine Aktionskarte. Aktionskarten können einem selbst helfen, Mitspieler bremsen oder – und das ist das Wichtigste – Schatzkisten zeigen. Wer eine Schatzkiste zieht, muss sie einer seiner Routen zuordnen und einen Schatz vom Stapel hineinlegen. Je nachdem ob die Schatzkiste offen oder geschlossen ist, wird der Schatz offen oder verdeckt auf die Kiste gelegt. Offene Schätze können von allen Spielern gefunden werden, verdeckte nur vom Routenbesitzer.

Um Abenteurer zu bewegen, würfelt man. Es gibt vier Geländearten, jede hat ihren eigenen Würfel. Gewürfelt wird mit dem Würfel, der dem Standort des Abenteurers entspricht. Klarerweise kommt man am Wanderweg deutlich rascher vorwärts als etwa im Wasser. Allerdings ist es so, dass restliche Würfelpunkte verfallen, wenn man die Geländeart wechselt. Das macht Reisen von A nach B mitunter zu einer kleinen Odyssee. Hinzu kommen diverse Hindernisse wie umgefallene Bäume oder eingestürzte Brücken. Und dann sind da noch diese nichts ahnenden Wanderer, die das Heben von Schätzen temporär verhindern können.

Wie findet man einen Schatz? Analog zu den Stationen muss man einfach nur die Koordinate erreichen – fertig! Immer? Nicht immer, denn manche Schatzkisten sind vergraben und können nur mittels Schaufel-Karte gehoben werden (das weiß man jedoch schon vorher, der Weg zu einem Schatz ist also nie umsonst). Wer einen Schatz erreicht, nimmt sich alle Schatzkarten und für jede Koordinatenkarten der Route eine Spielmarke. Der Besitzer der Route bekommt eine neue Koordinatenkarte und eine Aktionskarte.

Und wann ist das Spiel aus? Die Spielanleitung ist hier sehr lustig übersetzt und sagt „…mindestens 45 Minuten, kann sich aber bis zu 150 Minuten hinziehen“. In Wahrheit geht es auch in 30 Minuten, im schlimmsten Fall kann es aber wirklich so lange dauern wie angegeben, das hängt immer vom Glück, der Spielerzahl und der Schwierigkeit der Mission ab. Ja genau, die Erfüllung der Mission triggert das Spielende! Ein bis drei bestimmte Schatzarten wollen gefunden werden und sieben bis elf Schatzmarken im Besitz des Spielers sein. Und die beiden Abenteurer müssen zum Ausgangspunkt ihrer Reise zurückkehren.

Spieletester

05.10.2013

Fazit

Geocaching in ein Spiel zu konvertieren – das habe ich mir als schwierige Aufgabe vorgestellt. Und es ist hier auch nicht optimal gelungen. Zum Beispiel ist es unlogisch, dass restliche Würfelpunkte verfallen, wenn man das Gelände wechselt. Ich verstehe es ja noch, wenn man in „langsameres“ Gelände eintaucht (d.h. ich springe zum Beispiel vom Weg ins Wasser und werde gebremst), aber beim Schritt auf „schnelles“ Terrain würde ich restliche Würfelpunkte weiterziehen lassen (etwa wenn ich vier Schritte im Wald machen dürfte und schon mit dem zweiten auf freie Ebene gelange; hier würde ich die übrigen zwei Schritte in der Ebene ziehen lassen). Was der eine oder andere Mitspieler etwas entmutigend fand: Ich sammle und sammle Koordinaten und ziehe dann irgendwann per Zufall eine Schatzkiste. Wenn sie offen ist, muss ich eine meiner Routen für die Mitspieler öffnen, die dann die Koordinatenkarten abstauben, dafür Spielmarken bekommen und dem Ziel ein Stück näher sind. Ich selbst ernte aus der Vorarbeit überhaupt keine Früchte. In meiner ersten Partie, einem Spiel zu dritt, saßen Personen mit insgesamt deutlich über 1.000 Funden und fast 100 selbst verstecken Caches am Tisch. Tenor der Mitspieler: „Das hat nichts mit Geocaching zu tun…“. Naja, so schlimm würde ich es nicht sehen. Aber die Ähnlichkeit ist wirklich nur entfernt. Natürlich kann man ein wenig taktisch spielen und z.B. keine eigene lange Route ansteuern, wenn die beiden anderen schon offene Schätze beinhalten. Aber das Glück ist nicht zu leugnen, sei es bei der Ermittlung der Zugweite oder beim Ziehen von Schätzen. Ist die richtige Schatzart nicht dabei? Pech! Und wenn ich noch so viele Spielmarken erbeutet habe – ohne das passende Schatzsymbol sind sie wertlos. Noch ein paar Worte zum Spielmaterial: Die deutsche Übersetzung der Anleitung ist an manchen Stellen etwas eigentümlich. Wer sich einmal nicht sicher ist, kann ja im englischen (oder niederländischen) Teil des Heftes nachschlagen und so eine zweite Meinung einholen. Ein paar Feinheiten bleiben dennoch offen: Gelten Brücken gleichzeitig als Wasser und Weg? Oder wird meine Reise im Wasser von einer Brücke unterbrochen? Man müsste Letzteres vermuten (auch wenn das die Reise zu Wasser noch unattraktiver machen würde, als sie wegen der geringen Bewegungsweite ohnehin ist), wenn man die Spielregeln wörtlich auslegt. Die Spielplanteile, Marken, Figuren und Karten sind von guter Qualität. All das hilft einem Spiel aber nicht, wenn der Spielspaß auf der Strecke bleibt. Und der fehlt einfach, wenn man ohne viel Abwechslung bis zu zweieinhalb Stunden lang nur würfelt und seine Figur dem Ergebnis entsprechend weiterzieht.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 75 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2011
Verlag: Catch Me Games
Grafiker: Addy Corstiaensen
Genre: Würfeln
Zubehör:

4 Spielplanteile, 8 Rahmenteile, 8 Abenteurerfiguren, 8 Wandererfiguren, 12 Fundortmarker, 14 Missionskarten, 26 Schatzkarten, 60 Koordinatenkarten, 11 Hinderniskarten, 11 Hilfskarten, 20 Infokarten, 10 liegender Baum-Marker, 6 eingestürzte Brücke-Marker, 4 Schleichweg-Marker, 30 Spielmarkern, 4 Würfel, 1 Spielanleitung

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