Brügge

Brügge ist eine hübsche Stadt in Belgien. Neben einem historischen Ortskern mit prunkvollen Bauten gibt es eine Reihe von Wasserkanälen. Schon in der Hansezeit war Brügge ein wirtschaftlich geprägter Ort. Dem soll im Spiel Brügge Rechnung getragen werden: Es gilt Häuser zu bauen, Handlanger anzuheuern, Kanäle zu bauen und – last but not least – aus diesen Aktionen Siegpunkte zu generieren.

Die Runden laufen bei Brügge nach einem fixen Schema: zuerst ergänzt man seine Kartenhand wobei man die Farbe der einzelnen Karten insofern wählen kann, dass es zwei Zugstapel zur Auswahl gibt. In Phase zwei werden die fünf farbigen Würfel geworfen. Alle Würfel mit Ergebnis Eins oder Zwei bestimmen den Betrag, den man für einen Schritt auf der Aufstiegsleiste (ein reiner Siegpunkt-Generator) zahlen muss. Würfel, die eine Fünf oder Sechs zeigen, bringen Unheil in Form von Bedrohungsplättchen über das Volk. Hat ein Spieler das dritte Bedrohungsplättchen einer Farbe, tritt die Katastrophe ein; zum Beispiel Verlust von Personen, Häusern oder Gulden, um nur einige zu nennen.

Phase drei ist jene, in der sich das eigentliche Spiel entwickelt. Viermal kommt jeder an die Reihe, um Karten auszuspielen. Die Karten beweisen sich hier als äußerst universell: Man kann mit ihnen Handlanger anwerben, die man für den Bau von Häusern benötigt. Ein Haus ist ebenfalls nichts anders als eine ausgespielte Karte. Ebenso verhält es sich bei den Kanalabschnitten, für die ich neben einer passenden Karte aber auch ein paar Gulden benötige; das Geld rentiert sich aber, da es für einige Kanalabschnitte Siegpunkte gibt. Eine eher nicht so oft genutzte Aktion, mitunter aber sehr hilfreich da sie Katastrophen verhindern kann, ist die Abgabe eines gleichfarbigen Bedrohungsmarkers. Zu guter Letzt sei die Möglichkeit erwähnt, eine Karte als Person in ein Haus einziehen zu lassen. Es ist egal, welcher Farbe das Haus und die Person angehören. Aber die Häuser in Brügge scheinen sehr klein zu sein: überall kann nur eine Person einziehen; quasi Singlewohnungen. Allerdings ist bei der Aushandlung des Mietvertrages etwas schief gelaufen: Anstatt dass sie etwas zahlen, muss man den neuen Bewohnern beim Einzug sogar ein Taschengeld zustecken…

Personenkarten bringen bestimmte Vorteile. Manche treten sofort und einmalig in Kraft, andere gelten für den Rest des Spiels sooft man eine bestimmte Aktion wählt oder eine bestimmte Spielsituation eintritt, wiederum andere kann man einmal pro Runde mit einem Handlanger aktivieren und manche bringen nichts außer Siegpunkten am Spielende. Damit ihr eine Vorstellung von den Vorteilen bekommt, möchte ich ein paar davon vorstellen:
  • Du darfst dir sofort bis zu fünf Handlanger kaufen. (Normalerweise würde ich hierfür drei Aktionen benötigen)
  • Gegen Abgabe eine Handlangers darfst du dir für jeden komplett bebauten Kanalabschnitt zwei Punkte nehmen. (Die üblichen Siegpunkte hierfür bekommt man am Spielende trotzdem, man bekommt also Zusatzpunkte)
  • Nimm dir bei Spielende für jede Person der Kategorie "Ämter" zwei Punkte. (Jede Person ist einer Gattung zugeordnet; auch bei diesem Vorteil handelt es sich um Zusatzpunkte)
  • Wenn du einen gelben Handlanger abgibst, müssen alle anderen Spieler einen gelben Bedrohungsmarker nehmen. (Dies bringt mir selbst keinen Vorteil, kann aber Mitspieler in eine Katastrophe stürzen)
  • Bei Abgabe eines roten Handlangers ziehst du sofort eine Karte vom Nachziehstapel und führst damit eine zusätzliche Aktion aus. (Dies erweitert also mein Aktionsspektrum)

Nach diesem großen Abschnitt des Ausspielens von Karten folgt noch eine abschließende Phase, in der die Fortschritte auf der Aufstiegsleiste, beim Kanalbau und dem Einsetzen von Personen überprüft werden. Wer eine alleinige Mehrheit vorweisen kann, darf den entsprechenden Marker aktivieren. Dies ist gleichbedeutend mit Siegpunkten, die einem bis zum Spielende keiner mehr wegnehmen kann.

Am Ende des Spiels kommt es zur Schlusswertung. Hier werden die Punkte für gebaute Häuser, Personen, Kanäle und Mehrheitenmarker sowie Punkte aus Personenvorteilen addiert. Gewonnen hat (wie sollte es anders sein) der Spieler mit den meisten Punkten.

Spieletester

28.05.2013

Fazit

Jeder ist seines Glückes Schmied; so könnte der Untertitel von Brügge lauten. Durch die zwei Nachziehstapel und die bekannte Farbe der gezogenen Karte hat man es sehr gut in der Hand, passende Karten zu erhalten um die gewünschten Handlanger anzuheuern, an den Kanälen zu bauen oder Bedrohungsmarker loszuwerden. Glück kommt dann ins Spiel wenn gewürfelt und somit festgelegt wird mit welcher Farbe wie viele Einkünfte zu erzielen sind, wie viel ein Aufstieg kostet und welche Katastrophen näher rücken. Und natürlich braucht es ein Händchen beim Ziehen der Karten, wenn man brauchbare Personen haben möchte. Zu den Personen muss gesagt werden, dass es einige sehr mächtige Kombinationen gibt; etwa eine Person die gegen Abgabe eines Handlangers (dies verbraucht keine Aktion) erlaubt „Baue ein Kanalplättchen ohne passende Karte, dafür zahlst du die doppelten Kosten“ und eine zweite Person „Baue Kanalplättchen kostenlos“. In Kombination erlauben die beiden Personen den kostenlosen Bau eines Kanalplättchens, alles was man benötigt ist ein Handlanger um die erste Person zu aktivieren. Als Tipp sei Neulingen gesagt: Es macht Sinn Personen zu verpflichten, die mit derselben Handlangerfarbe aktiviert werden. So kann man durch Abgabe einer Karte sich zwei Handlanger nehmen und die beiden sofort (oder später) in die Aktivierung der Personen investieren. Was kann man tun, wenn ein Mitspieler eine solch mächtige Kombination ergattert hat? Leider relativ wenig, da Interaktion bei Brügge nur in beschränktem Maße stattfindet. Durch vereinzelte Personen kann ich die Mitspieler einmal dazu nötigen eine Person zurück auf die Hand zu nehmen, durch die Katastrophe "Pest" können Personen aus dem Spiel entfernt werden und durch abgebrannte Häuser wandern Personen zurück auf die Hand. Alle drei Möglichkeiten zielen jedoch nicht auf bestimmte Personen sondern der Betroffene kann zwischen den Personen in seiner Auslage frei wählen. Was gibt es sonst noch zum Spiel zu sagen? Das Aussehen der Stadt musste für das Spiel natürlich angepasst werden. Die Kanäle, die in Wirklichkeit die Stadt durchziehen, sind nun eher Burggräben geworden die die Stadt umrahmen. Und die Personen – die hat es im Mittelalter wohl alle gegeben. Allerdings finde ich es unübersichtlich, wenn Personen gleicher Funktion in verschiedenen Farben unterschiedliche Namen haben. So erlauben etwa der Akrobat, der Barde und der Gaukler dieselbe Aktion, sie unterscheiden sich lediglich in der Farbe des hierfür abzugebenden Handlangers. Abgesehen von dieser Geschmackssache kann man nichts Schlechtes über das Spielmaterial sagen: die Figuren und Würfel sind aus Holz, die Plättchen aus stabiler Pappe, die Karten von guter Qualität (wobei eine Spur stärker nie verkehrt wäre) und die Anleitung ist klar strukturiert. Positiv möchte ich noch die kurzen Wartezeiten hervorheben: Egal in welcher Phase man sich befindet, man muss nie lange warten bis man wieder an die Reihe kommt.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 35,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: Hans im Glück
Autor: Stefan Feld
Grafiker: Michael Menzel
Genre: Taktik
Zubehör:

1 Spielplan, 165 Karten, 5 Würfel, 8 Siegelplättchen, 8 Spielfiguren, 12 Mehrheitenmarker, 6 Statuenplättchen, 4 50/100 Punkte Plättchen, 44 Münzplättchen, 45 Bedrohungsplättchen, 40 Kanalplättchen, 60 Handlanger, 1 Startspielerwappen, 9 Übersichtskarten, 1 Anleitung, 1 Blatt mit Personenbeschreibungen

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