Farmerama

Butter statt Rama.
Schaf statt Lama.
Bauerndrama.

Das Drama beginnt schon beim Ausbrechen des Spielmaterials aus den Stanzbögen. Man sieht es am Foto der Reste, die dann entsorgt werden können. Das ist Arbeit, die der Farmer vor dem Spiel zu erledigen hat. Erst die Arbeit, dann das Spiel!

FARMERAMA ist das wohl strategischste Spiel, das Ravensburger je auf den Markt zu bringen wagte. Uwe Rosenberg darf sich diese Leistung, zu der ich nur herzlich gratulieren kann, auf seine Fahnen heften. Ausgehend vom Online-Welterfolg gleichen Namens hat er ein Spiel konzipiert, das die Spieler schon in der Standardversion gehörig fordert. Mais, Hafer, Heu und Karotten (in der Anleitung Mohrrüben) sind anzubauen und wieder zu ernten. Pferd, Kuh, Schwein und Schaf sind mit diesen geernteten Futterpflanzen auf die Weide zu locken. Nach einem (in der Profiversion sogar zeitlich steuerbaren) Aufenthalt im Freien bringt der Bauer die Tiere wieder in den Stall und kassiert Punkte. Also Anbau – Ernten – Tiere auf die Weide bringen – Tiere zurück in den Stall bringen – punkten! Dass Uwe uns nach dem Motto "Bauer sei schlau" noch ein paar Knüppel zwischen die Beine wirft, ist klar. Die Knüppel heißen hier Fruchtfolge, Wasserknappheit, Vogelscheuchenarbeitsplätze und tierische Futtervorlieben.

Jeder Spieler bekommt seine "kleine Farm", sie ist in 7 tortenstückähnliche Felder unterteilt, die Grenzen bilden Flüsse oder besser Bewässerungskanäle. 15 Anbau-Beete sind auf die 7 Felder verteilt, pro Feld schützt eine Vogelscheuche die Beete, zusätzlich gibt es auf jedem Feld einen Auslauf mit 2 getrennten Bereichen für 2 Tiere.
Der persönliche Acker wird nicht mit einem Traktor, sondern mit einem Anbau- und Ernterad bewirtschaftet. Das Rad ist wie der Acker in 7 Sektoren eingeteilt.
4 Sektoren dienen für den Anbau von Karotten, Mais, Heu und Hafer, 3 Sektoren für die Ernte beliebiger Feldfrüchte. Der Sektor definiert demnach die Möglichkeit des Ackers. Das reicht aber noch nicht.
Zudem muss ich die entsprechende Aktion gewählt haben.
Also: 2 Aktionen verdeckt auswählen, Karten aufdecken und mit den anderen Spielern vergleichen. Jeder darf jede gewählte Aktion auswählen, auch wenn andere Spieler dieselbe Aktion wählten. Alleine darf man aber öfter ernten oder anbauen oder Wasser kassieren als wenn auch andere Spieler das wollen. Die Quote dafür findet sich auf dem Aktionsrad.

Der Anbau einer Gemüsesorte aus dem eigenen Vorrat erfolgt auf einem freien Feld auf einem Acker mit dazu passendem Sektor. Ist am Acker kein Feld mehr frei, kann man durch Abgabe von Wasser (man gießt symbolisch) das Ernterad im Uhrzeigersinn weiterdrehen und dann anbauen. Oder ernten. Angebaute Feldfrüchte werden durch ein weiteres Plättchen aus dem allgemeinen Vorrat verdoppelt. Kommt später der Erntesektor dort vorbei, kann man ernten.
Juuhuuuu!
Und irgendwann hat man genug Futter, um die Tiere auf die Weide zu locken. Das Schaf braucht 4 genau festgelegte Futtereinheiten, das Pferd gar 7. Die Tiere bleiben eine Runde des Ernterads auf der Weide, dann kommen sie wieder in den sicheren Stall und bringen ein paar Siegpunkte. Das Pferd gerechterweise auch mehr als das Schaf.

"Money makes the world go round, the world…." mutiert hier zu
"Water makes the wheel go round". Ohne Wasser tut sich nichts, das ist eine sehr reale Farmerweisheit.

Da Spieler nur 2 aus 5 möglichen Optionen (Anbau, Ernte, Wasser, Tiere auf die Weide, Samennachschub) wählen können und nicht 6 aus 45, kommt es immer wieder zu Überschneidungen mit anderen Spielern. Diese werden abgehandelt und nach gewissen Richtlinien (sichtbare oder unsichtbare Vogelscheuchen, Anzahl der im Besitz befindlichen Prestigeplättchen….) bekommt ein Spieler einen kleinen Prestigebau. Eine wasserspeiende Statue passt zwar nicht so ganz zum Leben als Bauer, aber das Plättchen bringt auch Punkte oder Feldfrüchte.

Gießen ist Bewegung.
Der "Arm" oder "Zeiger" vom Ernterad hemmt jedoch diese Bewegung des Rads gegen den Uhrzeigersinn. Er darf nämlich nur leere Äcker überstreichen. Das heißt also: die Ernte muss eingebracht sein, bevor gegossen werden kann.

Verzahnte Mechanismen sind einem guten Farmer natürlich bekannt und durchaus geläufig. Vierfelderwirtschaft, Fruchtfolge und Demeterstandards sind dem ernsthaften Agrarwirt wertvolle Begriffe. Trotz aller Planung kann es aber passieren, dass andere Bauern besser wirtschaften und größere Erdäpfel haben (die zwar nicht mitspielen, aber man sagt halt so…) und dafür eben dümmer sind.

Dann schickt man alle anderen mit ihrem Gemüse auf den Markt und beackert SOLO die Felder. 150 Punkte sind das in der Spielanleitung erklärte Ziel. Hochgesteckt, kann ich nach ein paar Solo-Partien durchaus behaupten. Über 130 habe ich es noch nicht geschafft. Aber ich gebe nicht auf. Eine Fuhre Pferdemist (Doping für die Felder) habe ich schon geordert…

Spieletester

16.06.2012

Fazit

Seien wir dem Team Uwe Rosenberg, Andre Maack und Ravensburger dankbar für den bewiesenen Mut. FARMERAMA ist wahrlich ein Meilenstein im Ravensburger Spieleprogramm und kann auch Vielspielern durchaus angeraten werden. Es geht um Zugoptimierung, das macht eben vielen Spielern Spaß.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

goeldi | 20.06.2012

Tolles Spiel und auch eine lesenswerte Rezi mit der von mir so geliebten Tischdecke - Glückwunsch Jörgl. Habe mit Schafsmst im Solospiel nur 121 Punkte erreicht. Weiß gar nicht, wie man 150 hinbekommt. Punktabzug wegen dem dünnen Karton, dafür die 10 für den Langzeitspaß.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Preis: 35,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2012
Verlag: Ravensburger
Autor: Uwe Rosenberg
Genre: Strategie
Zubehör:

4 persönliche Äcker, 4 Punktetafeln, 4 Pferde, 4 Kühe, 4 Schweine, 4 Schafe, 16 Markierungswürfel, 5 Ziergärten, 128 Futterplättchen, 32 Wasserplättchen, 25 Zierbauten, 33 Spielkarten, 1 Aktionsrad, Marker "Chef-Schaf" für das Spiel zu Dritt, 3 Sonderaktionsplättchen für das Solo-Spiel, 2 Übersichtsblätter, Spielanleitung in D, F, I und E, Gutschein über 300 Tulpgulden für das Online-Spiel "Farmerama"

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