Dass das liebste Thema und Steckenpferd des Berliner Autoren Bernd Eisenstein die Antike ist, hat er schon mit seinen beiden „großen“ Vorgängerspielen Peloponnes und Portho Carthago bewiesen, welche er in seinem Eigenverlag Irongames aufgelegt hat. Nach den Griechen und den Carthagern folgen aktuell mit dem vorliegenden „Pax“ die Römer. Ganz untypisch für das große Rom werden aber nach den beiden Brettspielen erst einmal kleinere Brötchen gebacken, denn „Pax“ ist ein reines Kartenspiel.

Bis zu vier Spieler verkörpern entlaufene römische Sklaven, welche versuchen, durch das Ausspielen von Handkarten in eine eigene Auslage Macht und Einfluss zu sammeln, um dem mächtigen römischen Imperium gemeinsam erfolgreich die Stirn bieten und diesem einen dauerhaften Frieden abtrotzen zu können. Zu diesem Zweck ist es notwendig, dass sie am Ende des Spiels in mindestens 4 der möglichen 7 Kategorien (Religion, Armee, Flotte, Senatoren, Landbesitz, Wohlstand, Intrige) besser sind als das römische Imperium. Rom wird von 5 Legionen verkörpert, welche ausziehen um den Sklaven wieder Demut zu lehren.

Die 74 Besitzkarten werden gemischt und verdeckt zu einem Stapel zusammengefasst. Drei Karten werden verdeckt zu den 5 Legionslagerkarten gelegt. Diese Karten bilden den Grundstock der späteren Macht Roms. Jeder Spieler erhält als Startkapital 5 Münzen und kann sich aus einer bestimmten Anzahl von Besitzkarten eine aussuchen. Zu Beginn der ersten Runde wird jeder Legion genau eine Besitzkarte zugeordnet. Pro Runde ist nun jeder Spieler einmal am Zug. Hierbei zieht er 3x jeweils eine Besitzkarte und entscheidet sich sofort, ob er diese verdeckt wieder unter den Stapel legt, einer Legion zuordnet oder als Handkarte aufnimmt. Im Anschluss daran kann er, sofern genügend Geld vorhanden ist, die an einer Legion ausliegende Kartenreihe kaufen. Als dritte Aktion während seines Zuges darf er Karten vor sich ausspielen und darauf aufbauend sein Einkommen kassieren oder aber er schaut sich die geheimen Machtkarten Roms an und erhält pauschal 2 Münzen Einkommen. Ist jeder Spieler einmal am Zug gewesen, erhält Rom die Reihe mit den teuersten Karten als Machtzuwachs. Anschließend wird vor jeder Legion ohne Besitzkarten eine Karte ausgelegt und die nächste Runde beginnt. Gespielt wird, bis zu Beginn einer Runde nicht mehr genügend neue Karten vorhanden sind, um Karten nachzulegen.

Die einzelnen Kartentypen haben besondere Funktionen, welche teilweise aber erst greifen, wenn von einer Sorte eine bestimmte Anzahl Karten durch den Spieler ausgelegt wurde. So können beispielsweise durch ausliegende Religionskarten mehrere Karten auf einmal gezogen werden, Wohlstandskarten geben Boni beim Kauf von Kartenreihen oder Landbesitzkarten sind nötig, um Armeen und Flotten ausspielen zu können. Am interessantesten sind jedoch die Intrigenkarten. Derjenige Spieler der aktuell die meisten ausliegenden Karten dieser Art vorweisen kann, ist der „Primus Conspiratus“ und somit Startspieler. Sollte die Sklaven gegen Rom unterliegen, ist er allerdings auch der Sieger des Spiels, hat er doch erfolgreich die Bemühungen der Sklaven hintertrieben. Gewinnen hingegen die Sklaven gegen Rom, wird derjenige von ihnen der Sieger, der die meisten, nach einem bestimmten Schlüssel ermittelten, Punkte erreichen konnte.

Spieletester

04.04.2012

Fazit

Pax kommt als Wolf im Schafspelz daher. Es ist zwar „nur“ ein Kartenspiel, hat aber viele Finessen und Spielelemente zu bieten, die auch sehr gut ineinander greifen. Das wichtigste Element ist das semi-kooperative Spiel gegen einen gemeinsamen Gegner, welches allerdings durch einen „Verräter“ unterminiert werden kann. Schon allein dadurch ergeben sich viele mögliche Spielweisen. Auch das Spiel auf die Bonuselemente ist lohnend. Man sollte allerdings im Blick haben, dass schon bedingt durch die Karten auch Glück im Spiel ist. So kann sich ein Spieler durch gute Kartenkombinationen zu Beginn (Religion oder Wohlstand) schon eine recht gute Basis erarbeiten. Die Qualität des Spielmaterials ist untadelig, sogar ein Tiefzieheinsatz wurde spendiert. Mit Klemens Franz war hier zudem ein bekannter Grafiker am Wirken. Lediglich die Anleitung kann nicht unbedingt Schritt halten und muss mehrmals gelesen werden. Auch die reinen lateinischen Begriffe auf den Karten sollen zwar Atmosphäre vermitteln, wirken aber letztendlich, insbesondere wenn Kinder mitspielen, eher kontraproduktiv. Ein zusätzlicher Pluspunkt des Spiels ist jedoch neben seiner Reisetauglichkeit, durch die kleinen Abmessungen bedingt, die Möglichkeit eines Solospiels. Alles in allem also ein rundherum empfehlenswertes Mehrheiten-Kartenspiel, das sowohl für Familienspieler als auch Vielspieler gleichermaßen geeignet ist.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

David | 05.04.2012

Dieses Spiel ist eines der besten Kartenspiele der letzten Jahre. Einfache Regeln, schnell erklärt aber so viele taktische Möglichkeiten dass einem sogar der Kopf rauchen kann. Einfach ein sehr gutes Spiel!

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Preis: 13,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2011
Verlag: Irongames
Grafiker: Klemens Franz
Genre: Karten
Zubehör:

Spielregel, 40 Geldkarten, 74 Besitzkarten, 5 Legionskarten, Startspielerkarte, 4 Übersichtskarten, Karte Primus Conspiratius

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