Coney Island

Der Rummel kommt! Mal ehrlich, wer von uns hat in früheren Zeiten nicht glänzende Augen bekommen, wenn die Fahrgeschäfte in Stadt und Dorf einrollten und auf den dafür vorgesehenen Wiesen aufgebaut wurden? Musik, bunte, blinkende Lichter, Zuckerwatte, Autoscooter, Kettenkarussell, erste Küsse... Als Gegenentwurf zu diesen „fahrenden Rummelplätzen“ entwickelten sich mehr und mehr die so genannten Freizeit- und Themenparks mit ihrer „Schneller, Höher, Spektakulärer“ Mentalität. Einer der Urväter dieser heutigen modernen Parks lag auf dem südlichen Zipfel des New Yorker Stadtteils Brooklyn, auf Coney Island. Vormals ein Seebad für gehobene Gesellschaftskreise, wurden dort ab Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Fahrgeschäfte, Rummelattraktionen und Imbisse fest installiert. Diese funktionierten bis in die 50er Jahre des 20 Jahrhunderts hinein als vielgefragtes Ausflugsziel für die New Yorker Stadtbevölkerung.

Jetzt jedoch lädt der Argentum Verlag Verlag die Spieler als Vertreter alteingesessener Schaustellerfamilien ein, zusammen mit ihm den größten und abwechslungsreichsten Vergnügungspark der Welt auf dem Spieltisch zu planen und zu bauen. Als Autor fungierte dabei Michael Schacht, den meisten bestens durch sein tolles Spiel Zooloretto bekannt. Die Stadt hat für den Vergnügungspark ein Grundstück auf der grünen Wiese zur Verfügung gestellt. Hier sind sogar schon einige vorbereitende Arbeiten ausgeführt worden, so dass sich einige Schausteller sofort ansiedeln können. Damit später aber auch große Fahrgeschäfte aufgebaut werden können, müssen die entsprechenden Planierungsarbeiten zur Nutzbarmachung weiterer Bereiche des Parks erst noch ausgeführt werden.

Jeder Spieler hat ein Spielertableau vor sich liegen, welches in drei Kategorien (Aufmerksamkeits- bzw. Siegpunkte, monetäres Einkommen und Einkommen an Baustoffen) mit auf dem Spielplan einzusetzenden Fahrgeschäften belegt ist. Wird eines dieser Fahrgeschäfte auf dem Spielplan positioniert, erhält der Spieler parallel zu seinem Grundeinkommen die dadurch frei geschalteten Zuwendungen. Ein ähnliches Tableau sollte den meisten Spielern aus Hansa Teutonica bekannt sein, wo es perfekt funktionierte. Dadurch wird Spielrunde für Spielrunde im Zug des jeweiligen Spielers zuerst sein Einkommen an Siegpunkten, Geld und Baustoffen ermittelt. Danach kann er dieses wieder ausgeben, indem er weitere Bereiche des Parks planiert und damit für die Ansiedlung von Schaustellern vorbereitet, einen eigenen Schausteller platziert oder eine vorgegebene Anzahl von Schaustellern durch ein großes Fahrgeschäft überbaut. Die großen Fahrgeschäfte und die überbauten Schausteller generieren einmalig Siegpunkte. Viel wichtiger ist jedoch, dass die überbauten Schausteller auf das Tableau der jeweiligen Besitzer zurückgelegt werden und sich dadurch das entsprechende Einkommen reduziert. Zusätzlich ist es möglich, sich gegen Bezahlung die Dienste von externen Charakteren solange zu sichern, bis diese von anderen Spielern abgeworben werden. Die Charaktere, nämlich der Polizist, der Wanderarbeiter, der Mäzen, der Werbejunge und der Journalist helfen dem jeweiligen Spieler damit, dass sie ihm, gegen entsprechende Gegenleistung natürlich, Baustoffe verschaffen bzw. für ihn Siegpunkte generieren.

Spieletester

01.12.2011

Fazit

Coney Island ist ein Mangelspiel. Zwar gibt es mit gerade einmal zwei verschiedenen Baustoffen und dem Geld zusammen lediglich drei Rohstoffe, doch die Tatsachen, dass die Spieler lediglich 5 Baustoffe und 5 Geld in die nächste Runde nehmen können und Rohstoffe teilweise verdeckt gezogen werden müssen, erschweren die Planung ganz erheblich. Michael Schacht hat viele unterschiedliche Spielelemente in sein neues Werk eingebaut. Doch diese funktionieren leider unterschiedlich gut. So kann man seine Strategie mithilfe des Spielertableaus zwar recht gut festlegen und steuern, andererseits funktionieren andere Elemente (wie z.B. die Möglichkeiten seine Schausteller in bestimmten, siegpunktträchtigen Positionen auf dem Parkgelände zu platzieren) in deutlich geringerem Maße. Diese Zwiespältigkeit setzt sich leider auch im optischen Auftritt von Coney Island fort. Verspricht das Cover noch den Eintritt in ein spannendes Spiel voller Attraktionen, so schaffen es die Spieler nicht einmal in der Maximalbesetzung die vorgegebene Fläche des Parks komplett mit Leben zu erfüllen. Die Grafiken der Schaustellerplättchen sind wunderschön gezeichnet, leider jedoch viel zu klein, um die Details erkennen zu können. Spielplan und Counter wirken wie geschrumpft, die erhoffte Kirmesatmosphäre bleibt weitestgehend aus. Dabei ist Coney Island beileibe kein schlechtes Spiel, es funktioniert gut und ist zudem recht fordernd. Der von vielen Fans erhoffte große Wurf und neue Überflieger ist es jedoch nicht.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Gerhard | 02.12.2011

Für mich eines der schwächsten Schacht-Spiele, die ich kenne.

Markus | 05.12.2011

Für mich ist es eines seiner besten Spiele. Für seine übliche Zielgruppe (Gelegenheitsspieler) ist es sicher zu anspruchsvoll, aber am unteren Rand der Vielspieler-Spiele habe ich in Essen diesen Jahr nur ein einziges Spiel entdeckt, das mir besser gefallen hat.
Darum zählte es für mich bis jetzt auch zu den Favoriten für das Kennerspiel des Jahres 2012.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2011
Verlag: Argentum Verlag
Grafiker: Dennis Lohausen
Genre: Strategie
Zubehör:

Spielregel( deutsch, englisch), 1 Stoffbeutel, 1 Spielplan mit 24 Baufeldern, 4 Spielertableaus, 12 Baufeldtafeln, 5 Personentafeln, 10 Großbauprojekte, 36 Schaustellerplättchen, 20 Zeitungsplättchen, 20 Geldbündelplättchen, 24 Baustoffe (Holz), 4 Zählsteine (Holz), 1 Startspielerplättchen

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