Lübeck

Vielversprechend präsentiert sich die Schachtel von „Lübeck“, einem Spiel aus dem neu gegründeten Verlag dlp von Reiner Stockhausen, der auch der Autor ist. Strahlend blau, ein Postkartenhimmel, in dessen Mitte ein stolzes Segelschiff wie der fliegende Holländer schwebt. Auf der Schachtelrückseite erkennt man, dass es im Spiel um Schiffe auf Seerouten gehen wird. Eine Zählleiste rund um den Spielplan läßt auch vermuten, dass während des Spiels Punkte eingefahren werden. Und?

Genau so ist es!
Aber zuerst muss man die 6 Koggen und das Kompassplättchen (eigentlich sind es 2) aus dem Stanzblatt herausdrücken. So zumindest die Diktion in der Spielanleitung. Dass das nicht geht, merkt man sofort und sucht die Schere, um die Koggen und die Kompassplättchen auszuschneiden. Dabei wiederum ist die Perforation nicht dienlich, besser wäre eine dünne, aufgedruckte Linie für den Weg der Schere. Die Spielkarten hingegen sind von sehr guter Qualität, dickes Material und sehr handlich, leider die meisten davon mit einer ausgesucht hässlichen Grafik, die ein Speicherhaus darstellen soll. Mich erinnert es eher an den Dosenstapel der Wurfbuden im Wiener Wurstelprater. Zusätzlich zum Speicherhaus finden sich auf diesen Karten der Bestimmungsort und der Wert der Ladung. Dieser Wert wird beim Löschen der Ladung im Zielhafen eingestreift. Zusätzlich erlauben diese Karten das Ziehen einer Kogge, auf der eine eigene Spielfigur vom letzten Hafen vor dem Ziel zum Zielhafen mitfährt. Spieler, die eine Spielfigur an Bord einer Kogge haben, dürfen mit geeigneten Karten ihren Einfluss auf die Bewegung der Kogge ausüben. Der Starthafen aller Standardkoggen ist Lübeck, mit einer Sonderkarte "Handelsfahrt" dürfen Koggen ihre Reise auch in anderen Häfen beginnen. Die Sonderkarte "Piraten" beendet die Handelsfahrt einer beliebigen Kogge, die Karte "Schiffswechsel" erlaubt dem Spieler, eine seiner Figuren von Kogge A auf die Kogge B zu beamen. Na ja, was tut man nicht alles, damit das Spiel spannender wird.
Ideal ist das Spiel für Trittbrettfahrer. Kaum startet eine Kogge in Lübeck, springen sie an Bord und fahren mit. Leisten sie ihren Beitrag zur Reise, ist das schon OK, fahren sie nur schmarotzend mit, wird's lästig. Viel dagegen tun kann man nicht, abgesehen von den Piraten.

Der Mechanismus, wie man zu den verschiedenen Karten kommt, ist aber durchaus erwähnenswert. Bei Spielbeginn werden Kartenpäckchen zu je 2 Karten offen ausgelegt, 2 mehr als Spieler mitspielen. Beginnend mit dem Startspieler sucht sich jeder ein Päckchen aus. Die überzähligen 2 Kartenpäckchen (bei 4 Spielern) bleiben für die nächste Runde liegen und werden, wenn die 4 neuen Kartenpäckchen zu je 2 Karten ausgelegt werden, mit je einer Karte aufgefettet. Die ersten beiden Spieler der nächsten Runde haben damit auch Päckchen mit mehr als 2 Karten im Angebot. Man muss sie nur brauchen können….

Spieletester

12.05.2010

Fazit

So zieht man mit hässlichen Koggen, die aufgestellt wie eine Flüssiggasflasche ausschauen, über das Meer und ärgert sich nicht mal, wenn die Kogge in Helsingborg nach Süden in Richtung Hamburg und nicht nach Norden in Richtung Bergen abzweigt. Das Spiel schafft es nicht zu fesseln. Wohl liegt es auch ein wenig am Spielmaterial. Der wahre Grund ist jedoch der uninspirierte und uninspirierende Ablauf. Wenn der Kartenstapel das zweite Mal durchgespielt ist, endet die Partie. Keiner wollte Lübeck nochmals spielen. 
Schade, dass der nette Kartenaufdeckmechanismus in diesem Spiel verbraucht wurde.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 5
Alter: ab 8 Jahren
Preis: 19,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2009
Verlag: dlp games
Genre: Glück
Zubehör:

Spielplan, 6 Koggen (Handelsschiffe), 1 Kompassplättchen (Startspielermarker), 60 Spielkarten, 15 Spielfiguren (aus Holz), Spielanleitung in D und E

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