Mea Culpa

"Oh ihr Sünder, ihr werdet in den Tiefen der Hölle schmoren!" Die Kirche hat einen praktischen Weg gefunden, die Menschen trotz Sünden zu erlösen: Man bot früher Ablassbriefe zum Kauf an. Diese neue Einkommensquelle war vor allem Martin Luther ein Dorn im Auge, was schlussendlich zu einer Trennung in katholische und evangelische Kirche führte. Im Spiel Mea Culpa leben die Ablassbriefe wieder auf.

Spielidee

Die Spieler starten auf neutralem Terrain zwischen Himmel und Hölle. Im Laufe des Spiels gibt es nur eine Richtung: Ab in Richtung Hölle! Habgier, Wollust und Co. treiben uns dorthin. Wer für den Bau eines Doms spendet, kann Ablassbriefe erhalten. Ja sogar im Freudenhaus warten Ablassbriefe! Diese heben uns am Spielende Richtung Himmel. Wer dem Himmel am nächsten kommt, gewinnt das Spiel.

Ablauf einer Runde

Man startet mit einer geheimen Bietphase, in der man nicht nur Geld bietet, sondern auch sein Kerbholz belasten kann. Praktischerweise werden Spielern mit dem größten Kerbholz die Geldzahlungen sogleich erlassen. In Reihenfolge der Gebotshöhe wählen die Spieler einen der Charaktere. Bei Gleichstand wählt zuerst das größere Schlitzohr, also der Spieler der schon näher an der Hölle steht.

Die Charaktere besitzen ein einmaliges "Vorspiel" und eine dauerhafte Eigenschaft. So darf man gleich bei Charakterwahl Papststeine an den Sündenpfuhlen verrücken, ins Freudenhaus gehen ohne das Kerbholz zu belasten oder an einem Dom bauen. In weiterer Folge darf man als Papst inkognito ins Freudenhaus gehen (sic!), kostenlos Warensteine einsacken oder doppelte Spenden tätigen.

Neben diesen speziellen Aktionen gibt es reguläre Aktionen, von denen man eine in seinem Spielzug ausführen darf: Ins Freudenhaus gehen (man belastet sein Kerbholz und erhält dafür einen Vorteil), Papststeine oder Dombaumeister bewegen, Baumeister einsetzen, Mitspieler Richtung Hölle schieben, Waren kaufen oder verkaufen (witzigerweise kauft man am Markt günstiger ein als man dort verkauft) oder für den Dombau Geld oder Waren in seine Schatulle spenden. Wer sein Kerbholz um eine Stufe nach oben dreht, darf eine zweite Aktion durchführen.

Am Ende der Runde, wenn alle Warensteine gekauft sind, werden die Kerbhölzer verglichen: Der Spieler mit dem höchsten Wert muss die Differenz zum niedrigsten Kerbholz als Schritte Richtung Hölle gehen. Es gilt abermals: Wer der Hölle näher ist, hat einen Vorteil.

Wertungen

Im Lauf des Spiels sammelt man Sündensteine in den Sündenpfuhlen der Wollust (durch Besuche im Freudenhaus), der Habgier (wenn man sich zwei Warensteine zum Preis von einem nimmt) und der kleinen Sünden (durch die vorzeitigen Freudenhausbesuche mit dem Charakter des kleinen Sünders). Wurden die Papststeine so bewegt, dass nur noch an einem Pfuhl welche liegen, kommt es zu einer Wertung. Die Steine in den beiden Sündenpfuhlen bringen für ihre Besitzer nun Bewegungen Richtung Hölle. Ausgenommen ist jener Spieler, der diese Wertung ausgelöst hat. Alle bekommen ihre Steine von dort zurück.

In jeder Runde wird wenigstens einmal an einem oder mehreren der drei Dome gebaut. Zwei Bauschritte ergeben einen nicht mehr zerstörbaren Bauabschnitt, zwei Bauabschnitte wiederum ergeben einen kompletten Dom. Zwei komplette Dome bedeuten das Ende des Spiels.
Während des Spiels spenden Spieler für die Dome. Sie geben bekannt was sie spenden, aber nicht ob sie für den ersten oder zweiten fertiggestellten Dom spenden (klar, wenn ein Dom fertig ist wird man alles für den zweiten spenden). Es ist wichtig mitzubestimmen, an welchem Dom gebaut wird. Denn jeder Dom belohnt in anderer Höhe für die verschiedenen Spenden! Die ausgeschütteten Ablassbriefe werden an jene beiden Spieler verteilt, die die höchsten Spenden getätigt haben. Wiederum ist es der Abstand zur Hölle, der Gleichstände auflöst.

Spielende

Nach Wertung des zweiten abgeschlossenen Doms legen die Spieler ihre Ablassbriefe vor, die sie während des Spiels hinter dem Sichtschirm gesammelt haben. Kann man Sets von vier verschiedenfarbigen Ablassbriefen vorweisen, so bringen diese die doppelte Punktezahl. Jeder zieht entsprechend seiner Sammlung Richtung Himmel. Wer dem Himmel am nächsten kommt, darf sich über den Sieg freuen.

Spieletester

17.01.2018

Fazit

Anfänger begehen gerne den Fehler, das Kerbholz oder die Sündenpfuhle zu wenig zu strapazieren. Klar, ein zu großer Rückstand vor dem Finale ist nur schwerlich aufzuholen. Aber es hat echte Vorteile, wenn man hie und da eine Sünde begeht! Natürlich gehört auch dazu, dass man ab und zu die eher unbeliebte Rolle des Papstes einnimmt. Denn nur so kann man sich vor der Strafe für kleine Sünden drücken.

Grundsätzlich benötigt es eine gute Strategie, um am Ende als Sieger dazustehen. Wichtig ist in jedem Fall, genügend Geld und Waren bei der Hand zu haben (schlimmstenfalls kann es dazu führen, dass man keine einzige Aktion mehr ausführen kann!). Wer weder das eine noch das andere hat braucht mindestens zwei Züge (einmal den Charakter "Händler" für eine Gratisware bemühen, einmal verkaufen), um wenigstens wieder Geld zu haben. Darum lasst euch gesagt sein: Mit Habgier zwei gleiche Waren gleichzeitig zu kaufen kann von immensem Vorteil sein! Ganz zu schweigen davon, dass man durch Doppelkäufe oder Doppelzüge den Runden eine unerwartete Verkürzung angedeihen lässt, welche die Strategien der Gegner wie ein Kartenhaus zusammenfallen lässt.

Mea Culpa ist ein Spiel für Familien mit älteren Kindern, die gerne einen Blick in das Genre der komplexeren Spiele werfen. Es ist ein lustiges Prinzip Sünden zu begehen, um am Ende die meiste Vergebung zu erfahren. Vor allem bleibt es bis zum Ende spannend, wie gut die einzelnen Spieler abschneiden werden. Unterstützt wird das durch wunderbare Illustrationen mit klarer Symbolik und stimmiges Spielmaterial. Trotzdem fehlt dem Spiel etwas, um es stimmig zu machen.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • wunderschön anzusehen
  • witziges Thema

Minus

  • wer sich blank spielt kommt aus der Situation nur noch schwer heraus
  • einzelne Bereiche der Spielanleitung muss man mehrfach lesen, um sie zu verstehen
  • es gilt viele Regeln zu beachten
  • für Anfänger ist es schwer einzuschätzen, was wie viel wert ist

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 60 bis 90 Minuten
Preis: 35,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Zoch
Grafiker: Franz Vohwinkel
Genre: Bluff, Strategie
Zubehör:

1 Spielplan
4 Personentafeln
6 Dombausteine
4 Dombaumeister
3 Papststeine
1 Würfel
1 Beutel
35 Warensteine
6 Ablasssteine
51 Ablassbriefe
25 Freudenhauskarten
4 Wertungsfiguren
4 Kerbhölzer
4 Sichtschirme
28 Sündensteine
4 Schatullen
65 Münzen
1 Spielanleitung

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7136 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2305 Berichte.