Die Burgen von Burgund

Alea ist ein kleiner aber feiner Verlag, welcher mittlerweile zu Ravensburger zugehörig ist und der insbesondere in Vielspielerkreisen einen exzellenten Ruf genießt. Kein Wunder erblickten unter diesem Verlagslogo doch solche Perlen wie Puerto Rico, Die Händler von Genua oder Die Fürsten von Florenz das Licht der Welt. Auch Geheimtipps wie Ra oder Glen More sind hier zu Hause. Kein Wunder also, dass die Vielspieler Gemeinde ganz aufgeregt reagierte, als ein neues Alea-Spiel angekündigt wurde. Zudem versprach das Spiel Brücken ins ausgehende französische Mittelalter zu schlagen. Beste Vorraussetzungen also für einen weiteren Hit, zumal auch der Autor Stefan Feld beileibe kein Unbekannter ist. In den letzten Jahren zeichnete er für einige gute Titel wie Speicherstadt oder Strasbourg verantwortlich.

Im Spiel selbst schlüpfen die bis zu vier Spieler in die Rolle burgundischer Fürsten, welche ihre im Tal der Loire gelegenen Fürstentümer in blühende Landschaften verwandeln wollen. Dazu müssen sie natürlich erst einmal kräftig in den Ausbau der Städte, in Handel, Landwirtschaft und Wissenschaft investieren und die entsprechenden Gebäude errichten.

Kernstück des Spiels ist der zentrale Spielplan auf dem die Landschafts- bzw. Warenmarker rundenweise für alle Mitspieler ausgelegt werden. Hier heißt es sorgfältig auswählen und manchmal möglichst schnell zugreifen, denn wenn weg – dann weg und erst in der nächsten Runde kommt Nachschub. Jeder Spieler hat vor sich sein Spieltableau zu liegen, auf welchem eine Landschaft bestehend aus 36 Hexfeldern darauf wartet, mit Ausbauten versehen zu werden. Die Aktion eines Spielers ist denkbar einfach. Ein Würfelwurf mit seinen zwei Würfeln gibt an, welche Landschaftsplättchen er von dem zentralen Spielplan auf seinem Tableau parken oder von dort in seine Landschaft integrieren darf. Da das Spiel über 5 Runden mit je 5 Durchgängen läuft, hat jeder Spieler also 50 Würfelwürfe zur Verfügung, um sein kleines Reich zum blühen zu bringen.

Letztendlich dreht sich aber alles um Siegpunkte. Es gibt sehr viele Möglichkeiten diese zu erhalten und die Verzahnung der einzelnen Spielelemente ist enorm. So gibt es z.B. Punkte für einzelne Gebäude, für verkaufte Waren oder für große Weideflächen mit identischen Tieren darauf. Platzierte Bonusmarker können ebenfalls einen entscheidenden Einfluss haben. Arbeiter und Silber können zum Zünglein an der Waage werden. Wichtig sind Züge bei denen die Bonusfähigkeit von Gebäuden so stark ausgenutzt werden kann, dass Doppel- oder Dreifachzüge möglich werden. Die Kehrseite dieser vielfältigen Möglichkeiten liegt klar auf der Hand. Wenigspieler oder Spieleinsteiger sind schnell überfordert, zumal die Plättchen und damit auch die Grafik darauf recht klein geraten sind. Hat man aber erst mal eine Einstiegsrunde hinter sich gebracht und die grundlegenden Abläufe verstanden, zieht einen das Spiel recht schnell in seinen Bann. Das Zauberwort heißt Optimierung. Natürlich ist allein durch das Würfeln ein gehöriges Glücksmoment mit an Bord, aber genau daraus immer das Beste zu machen zeichnet den Reiz von Die Burgen von Burgund aus. Sehr stark im Spiel zu Zweit oder zu Dritt, kann man mit einer kleinen Sonderregel auch allein auf die Jagd nach dem Punkte High Score gehen.


Spieletester

01.09.2011

Fazit

Trotzdem hinterlässt das Spiel bei mir einen faden Beigeschmack und das aus vielerlei Gründen. Zum einen wäre da Thema, Grafik und Material. Kommen nämlich Schachtel und Cover noch vollmundig und bunt daher, fällt das Spielmaterial dagegen sehr stark ab. Die Plättchen sind klein, die Spieltableaus dünn und die farbliche Unterscheidung oft unzureichend. Hier wäre viel mehr drin gewesen. Eine wirkliche Atmosphäre baut sich nicht auf, zu statisch und mechanisch das Spielprinzip, das Thema wirkt übergestülpt. Dazu kommt, dass sich die Interaktion mit anderen Spielern auf das eventuelle Wegschnappen des einen oder anderen Plättchens vom zentralen Spielplan beschränkt. Ansonsten spielt und optimiert jeder vor sich hin. Grübler können zudem den Spielfluss stark ausbremsen und in voller Viererbesetzung dauert das Spiel viel zu lange. 

Aber genug gemeckert, denn Die Burgen von Burgund bauen trotz der vorgenannten Mankos eine einzigartige Sogwirkung auf. Kein Spiel gleicht dem anderen, selbst an unterschiedliche Ausgangssituationen durch verschiedene Landschaften auf den beidseitig bedruckten Spielertableaus wurde gedacht und der kleine Glückseffekt durch die Würfel passt perfekt. Der Reiz des Spiels liegt vor allem darin, alles beim nächsten Mal viel besser machen zu wollen und die Nebeneffekte der Gebäude- und Bonusplättchen noch intensiver zu nutzen. Wer mit den genannten Mängeln leben kann und sich einarbeitet, wird in Die Burgen von Burgund ein Lege- und Optimierungsspiel der Extraklasse finden. Klare Kaufempfehlung!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Marlow | 06.01.2016

Hallo! Bei bei zwei Spielern auch so spielen, als wären es 4 Spieler?? Also mit je 4 statt 2 Depots. Vielen Dank vorab.

Philipp | 06.01.2016

Hallo Marlow, für Regelfragen und Diskussionen zum Spiel nutze bitte das Forum. Dankeschön :) LG Philipp

Marlow | 07.01.2016

@Philipp Das Forum ist nur für eine kleine Gruppe von Leuten gedacht und NICHT für alle!!!!!

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2011
Verlag: alea
Autor: Stefan Feld
Grafiker: Harald Lieske
Genre: Glück, Taktik
Zubehör:

1 Spielplan, 6 Spielertableaus (doppelseitig bedruckt), Spielregel (dreisprachig deutsch, englisch, französisch), 164 Sechseck Landschafts-Plättchen aus Pappe( 56 Gebäude, 28 Tiere, 26 „Wissen“, 16 Burgen, 12 Silberminen, 26 Schiffe), 42 Warenkärtchen aus Pappe (je 7 Plättchen in 6 Farben), 20 „Silberlinge“ (Pappe), 30 Arbeiterchips (Pappe), 12 Bonuskärtchen (Pappe), 4 Siegpunktescheiben aus Pappe (mit 100 bzw. 200, in den 4 Spielerfarben), 8 Spielsteine aus Holz (je 2 in den 4 Spielerfarben), 9 Würfel (je 2 in den 4 Spielerfarben und 1x weiß)

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