Domus Domini

Im Frankreich des 12. Jahrhunderts war die Abtei von Cluny in Burgund der Ausgangspunkt bedeutender Klosterreformen. Ihre Kirche war zeitweise das größte Gotteshaus des Christentums. Allerdings fand Petrus Venerabilis bei seinem Amtsantritt als Abt das Kloster in einem erbärmlichen Zustand vor. Er ruft die Klostergemeinschaft zur Unterstützung auf und bietet wertvolle Ablassbriefe im Tausch für Nahrung an.

Bei Domus Domini leiten die Spieler ein eigenes Kloster und liefern produzierte Nahrungsmittel in Cluny ab. Wer viel liefert, bekommt viele Ablassbriefe in Form von Siegpunkten, dafür aber nur eine geringe finanzielle Unterstützung für die weitere Arbeit. Wer nur wenig Nahrung erübrigen kann, bekommt entsprechend weniger Ablassbriefe, dafür aber mehr Geld. In jeder Runde stehen die Spieler also vor dem Dilemma, ob sie mehr Geld oder Siegpunkte generieren möchten. Am Ende aber zählen nur die Siegpunkte. Hier gilt es also, eine gesunde Balance zu finden, um immer genügend Geld für diverse Arbeiten im Kloster zu haben und trotzdem bei den Ablassbriefen nicht zu kurz zu kommen.

Wer die schwere Spieleschachtel öffnet, wird schier erschlagen ob des umfangreichen Materials. Da kommen schon einige Kilos zusammen und entsprechend groß muss der Tisch sein, auf dem der Wettbewerb um die siegpunktträchtigen Ablassbriefe stattfindet.

Spielvorbereitung

Neben dem eigenen Klosterplan erhält jeder Spieler noch etwas Kleingeld, seine Spielfigur, die farblich zugehörigen Anzeigesteine und diverse Plättchen, die er auf seinem Kloster ablegt. Drei Laienbrüder und sechs Gemüse-Chips sind sein Startkapital. Ein großes Spieler-Infoblatt mit den einzelnen Phasen des Spieles auf der Vorderseite und der Endabrechnung auf der Rückseite runden die eigene Auslage ab.

Weitere Helfer kommen in Abhängigkeit von der Spielerzahl in den allgemeinen Vorrat. Deren Anzahl variiert zwischen 14 Laienbrüdern bei zwei Spielern und bis zu 42 Laienbrüdern bei der Spielerhöchstzahl. Zusätzlich liegen im allgemeinen Vorrat noch Hundehütten, Wachhunde sowie Cellerar-Karten und die Ausbaukarten für die Kapellen bereit. Mittels Kloster-Karten wird die Zugreihenfolge ermittelt und offen auf das eigene Kloster abgelegt und mit der eigenen Spielfarbe markiert. Die Produktionskarten werden gemischt und die oberste Karte aufgedeckt und anschließend zur Seite gelegt. Nur die restlichen fünf Produktionskarten kommen ins Spiel und variieren somit ein wenig den Spielverlauf.

Spielablauf

Der geht insgesamt über fünf Runden, die dann jeweils aus sieben Phasen bestehen. In Phase 1 wird der Startspieler bestimmt, anschließend wird jede Phase zuerst von diesem und dann reihum im Uhrzeigersinn von jedem weiteren Spieler durchlaufen. 
In der ersten Phase wird zusätzlich die Produktionskarte für die laufende Runde aufgedeckt und ab Runde 2 die Sonderkarten Viehhirte, Gemüsekarren und Trunkenbold vergeben. Es folgen die Zinsausschüttung des Geldverleihers und der Gemüse-Ertrag der Feldarbeit.
In Phase 2 kann ein Cellerar eingestellt werden, der für einen höheren Ertrag einer bestimmten produzierten Ware, die vorher durch die Produktionskarte festgelegt wurde, sorgen kann. Der Kauf von Gemüse, mit dem auch die Versorgung der Klostermitarbeiter sicherstellt wird, schließt diese ereignisreiche Phase ab.
Danach können das eigene Kloster und die Kapelle ausgebaut und neue Laienbrüder, falls welche verfügbar sind, angeworben werden. Des Weiteren sind in Phase 3 der Kauf von Hunden und deren Hütten möglich, Geld kann zwecks Mehrung beim Geldverleiher angelegt und zu guter Letzt Nahrung auf den Feldern produziert werden.
In Phase 4 können im Kloster des Spielers verbliebene Laienbrüder zum Betteln geschickt und der Trunkenbold eingesetzt werden. Damit kann erreicht werden, dass ein Spieler, der auf der Straße nach Cluny mindestens so weit wie man selber gekommen ist, drei Schritte zurückfällt. 
Mit Gemüsechips aus dem Speisesaal des eigenen Klosters kommt man in Phase 5 selber jeweils einen Schritt auf der Straße nach Cluny vorwärts. Der Gemüsekarren bringt sogar drei Schritte.
Als nächstes müssen die im Kloster verbliebenen Laienbrüder ernährt werden. Zu guter Letzt tritt in Phase 7 Abt Petrus Venerabilis auf den Plan und begutachtet die Nahrungslieferungen der Spieler auf der Straße nach Cluny und verteilt entsprechend Ablassbriefe. Die werden als Siegpunkte auf der Leiste abgetragen. Dann werden Investitionsmittel für die nächste Runde ausgezahlt. Je weiter man hinten liegt, umso mehr Denare werden ausgezahlt. Danach beginnt die nächste Runde wieder mit Phase 1.

Nach der fünften Runde erfolgt noch zusätzlich eine Schlusswertung, bei der Ablassbriefe für Laienbrüder, Hunde, den Fortschritt im Wirtschaftsbereich des eigenen Klosters, der Ausbaustufe der Kapelle und den eigenen Cellerar vergeben werden. Wer jetzt die meisten Ablassbriefe, sprich Siegpunkte hat, gewinnt.

Spieletester

29.05.2016

Fazit

Erste Partien können sehr zäh verlaufen, weil der vorgegebene Ablauf zu Beginn nicht wirklich eingängig ist. Erst wenn Domus Domini öfter auf dem Tisch gelandet ist, kommt die Klosterverwaltung immer schneller und besser ins Laufen. Dann beginnen schon frühzeitig die strategischen Planungen, was sich im flüssigeren Ablauf niederschlägt. Zu Beginn sind eigentlich alle Spieler nur damit beschäftigt, die Mängelverwaltung einigermaßen in den Griff zu bekommen. Weil Geld immer zu wenig da ist, will der eigene Spielzug wohl überlegt sein. Und wie immer wird man deutlich weniger machen können, als man eigentlich gerne möchte.

Dieser Mix aus Geldmangel und Optimierungszwang macht den Reiz des Spieles aus, der sich nach mehreren Partien noch verstärkt. Der Glücksanteil tendiert so ziemlich gegen Null, trotzdem ist Domus Domini kein Taktik-Knaller für Strategiefreaks, sondern mehr als gehobenes Familienspiel zu betiteln.

Die zusätzlichen Varianten „Ereigniskarten“ und „Räuber“ erhöhen den Spielreiz, sind aber nicht unbedingt das Gelbe vom Ei.
Mit den Ereigniskarten kommen die üblichen Verdächtigen ins Spiel. Dann werden zum Beispiel Phasen komplett übersprungen, der Papst kommt zu Besuch und bringt doppelte Siegpunkte oder die Laienbrüder proben den Aufstand. Von den zehn Ereigniskarten kommen jeweils nur vier ins Spiel, was die Varianz natürlich erhöht.
Die Räuber stehlen Geld, was bei diesem seltenen Gut eher eine Verschärfung der Spielbedingungen nach sich zieht.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • schönes und vielfältiges Material
  • umfangreiche Anleitung lässt keine Fragen offen
  • zwei zusätzliche Spielvarianten werden gleich mitgeliefert

Minus

  • umfangreiche Anleitung schreckt ab

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 6
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 45,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Strategie
Zubehör:

1 Spielplan
6 Klöster (Spieler-Tableaus)
42 Laienbrüder
36 Gemüse
18 neutrale Klosterausbau-Anzeigesteine
6 Spielfiguren
12 Anzeigesteine
44 Spielkarten:
- 6 Produktionssteigerung
- 6 Kloster
- 18 Cellerare
- 1 Viehhirte
- 1 Gemüsekarren
- 1 Trunkenbold
- 11 Ereignisse
72 Taler-Chips
24 Kapellenausbauten
6 Übersichtskarten
4 Bäume
12 Wachhunde
18 Hundehütten
1 Startspieler-Säule
1 Spielregel (deutsch, englisch, französisch, niederländisch)

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