ZhanGuo

Ying Zheng, seines Zeichens König von Qin, scheint ein Vorbild des russischen Präsidenten zu sein, der mit der Annexion der Krim genau das vollzog, was der junge chinesische Monarch 230 bis 221 vor unserer Zeitrechnung mit den sogenannten Streitenden Reichen, den ZhanGuo, vormachte. Das Werk von What´s your game? spielt in der Zeit direkt nach den Eroberungen. König Ying Zheng ernannte sich selbst zum Kaiser und versuchte danach, die eroberten Bereiche seines Imperiums zu vereinen, in dem er Schrift, Währung und Gesetzgebung harmonisierte. Die Bevölkerung allerdings war dem Zusammenschluss nicht gerade zugetan und wollte die eigenen Traditionen und Gesetze nicht verlieren. Also reformierte der neue Kaiser das Land, indem er sein Reich in mehrere Provinzen unterteilte und die dort eingesetzten Gouverneure persönlich aussuchte, um so die notwendigen Reformen durchzusetzen. Bedrohungen von Außen in Form der Hsiung-Nu-Barbaren, Reiternomaden aus dem Norden, wollte der Kaiser durch eines der ambitioniertesten Bauprojekte der Menschheitsgeschichte entgegentreten: Dem Bau der Chinesischen Mauer - diese ist heute immerhin eines der Sieben Weltwunder.

In ZhanGuo unterstützen die Spieler den Kaiser bei seinen Anstrengungen, das Reich zu vereinen und um damit in seiner Gunst aufzusteigen. Wer allerdings zu schnell nach der Macht greift, läuft Gefahr Unruhen in der Bevölkerung und Aufstände der Arbeiter zu provozieren. Hier gilt es, ein gesundes Mittelmaß zu finden und sowohl den Kaiser, als auch die Bevölkerung zufrieden zu stellen. Aktionen und Handlungen der Spieler werden durch das Ausspielen von Karten gesteuert, die es in drei verschiedenen Arten und Farben gibt. Jede der von 1 bis 120 durchnummerierten Karten verfügt über eine Fähigkeit sowie über eine von drei Aspekten der Vereinigung: Schrift, Währung und Gesetzgebung.

Jeder Spieler erhält ein eigenes Tableau, auf dem exemplarisch die fünf Provinzen des neuen Reiches abgebildet sind, sowie diverse Spielsteine aus Holz. Jede Provinz ist dabei zweigeteilt, wobei oben der Gouverneurs-Bereich und unten der Arbeiter-Bereich angesiedelt sind. In die erste Provinz legt jeder Spieler drei seiner Beamten in den Gouverneurs-Bereich. Beamte können in einer Provinz jederzeit in den unteren Bereich für die Arbeiter verschoben werden, wohingegen alle anderen Verschiebungen nur durch Aktionen möglich sind.
Der große Spielplan kommt in die Mitte des Tisches und zeigt ebenfalls die fünf Provinzen in ihren Ausdehnungen und den angedeuteten Verlauf der Chinesischen Mauer. Der Kaiserliche Hof, eine Belohnungsleiste und ein Bereich für die kaiserlichen Aufträge runden das Gesamtbild mit einer umlaufenden Punkteleiste ab. Die bereits erwähnten Karten für Schrift, Währung und Gesetzgebung werden jeweils separat gemischt und in drei Stapeln bereitgehalten.

ZhanGuo wird über insgesamt fünf Runden gespielt, die wiederum in drei Phasen unterteilt sind. Phase 1 ist dabei am schnellsten abgehandelt, denn hier zieht lediglich jeder Spieler jeweils zwei Karten von jedem der drei Stapel auf die Hand.
Phase 2 ist das Kernstück des Spiels. Im Uhrzeigersinn setzt jeder Spieler der Reihe nach genau eine Karte ein, um eine Aktion auszuführen. Entweder nutzt ein Spieler seine Karte für eine Vereinigungsaktion, in dem er sie in eine der fünf Provinzen des eigenen Tableaus legt, oder er führt eine von sechs Hofaktionen durch und legt dazu die Karte im Kaiserlichen Hof des Spielplans ab.

Nutzt ein Spieler eine Karte als Vereinigungsaktion in einer Provinz, schiebt er sie aufgedeckt unter das Tableau, so dass die oberen Symbole sichtbar bleiben. Der Spieler nimmt sich entsprechend der ausgespielten Farbe Holzscheiben, die sogenannten Vereinigungs-Oktagone. An jeder Provinz können maximal drei Karten anliegen, die danach auch nicht wieder verrückbar sind. Mit jeder angelegten Karte erhöht sich der Unmut der Bevölkerung, was im Extremfall zu Unruhen führen kann.

Um eine Region zu befrieden und den Unruhen Herr zu werden, kann ein Gouverneur eingesetzt werden. Und damit sind wir auch schon bei der zweiten Möglichkeit, die eine Karte dem Spieler bietet. Statt sie in einer Region einzusetzen, legt der Spieler die Karte in den Hofbereich und darf dann eine von sechs Hofaktionen ausführen. Neben dem Einsetzen eines Gouverneurs kann er eine Mauer oder einen Palast errichten, Arbeiter anwerben, Beamte in Dienst stellen oder innerhalb der Regionen versetzen. Zusätzlich zur gewählten Aktion könnte es einen Bonus durch die Kartenfähigkeit der Vereinigungskarten geben. Entscheidend dafür ist, ob die gespielte Karte eine höhere oder niedrigere Ordnungszahl hat, als die derzeit im Hofbereich ausliegende und somit zuletzt gespielte Karte.

In Phase 3 kassieren jene Spieler Belohnungen, die am meisten zur Vereinigung beigetragen haben - also die meisten Oktogone besitzen. In der Reihenfolge Schrift, Währung und Gesetzgebung werden die Belohnungen ausgeschüttet und die neue Spielereihenfolge festgelegt. Nach fünf Runden ist Schluss und eine abschließende Mehrheitenwertung der Gouverneure in den Regionen, der Oktogone für die drei Vereinigungsaspekte, dem Bau von Mauern und der Erfüllung Kaiserlicher Aufträge entscheidet dann über den Sieger.


Spieletester

15.09.2015

Fazit

ZhanGuo ist definitiv kein Spiel für mal eben zwischendurch. ZhanGuo erfordert weitreichende Planung und taktisches Geschick. Zwar existieren durch die Karten gewisse Zufallselemente, die aber fallen nicht so ins Gewicht, als dass sie spielentscheidend sind. Wir haben es hier mit einem fein verschachtelten Optimierungs- und Strategiespiel zu tun. Durch die vielfältigen Optionsmöglichkeiten erschließt sich das Spiel aus dem Reich der Mitte nicht sofort und will über viele Partien erkundet werden. Die Tableaus der Spieler haben zwei unterschiedliche Seiten und bringen somit zusätzliche Variantenvielfalt. Die tatsächliche Spielzeit ist zwar höher als die angegebene von 30 Minuten pro Spieler. Doch diese vergehen wie im Fluge, weil die einzelnen Spielzüge recht kurz sind und man schnell wieder am Zuge ist. ZhanGuo ist wieder einmal ein hochwertiges Spiel aus dem Hause What´s your game?, das sich für Vielspieler und Strategen gleichermaßen eignet und eine schönen Spieleabend verspricht.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2014
Grafiker: Mariano Iannelli
Genre: Strategie
Zubehör:

1 Spielplan 4 Spielertableaus 120 Spielkarten 40 Arbeiter-Plättchen 6 Mauer-Plättchen 12 Kaiserliche Auftrags-Plättchen 1 Runden-Zähler 32 Gouverneure 20 Mauern 24 Paläste 32 Zählscheiben 20 schwarze Unruhe-Würfel 60 Beamte (je 20 rote, graue und weiße) 4 Punkte-Plättchen (100/200) 39 Vereinigungs-Oktagone

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