HatTrick

Spiele zum Thema "Fussball" sind nun weder besonders selten noch besonders ungewöhnlich. Seit Carl Mayer 1921 "Tipp-Kick" zum Patent anmeldete, inspirierte das Spiel um das runde Leder zahlreiche Spieledesigner dazu, die Dynamik und Faszination dieses Sports als Spiel direkt in die Wohnzimmer der Fans zu bringen. Dennoch gibt es immer noch Raum für neue Ideen, wie das Kartenspiel "HatTrick" von Patryk Kowalski unter Beweis stellt.

Die Basics:

"HatTrick" ist ein Kartenspiel für 2 Personen mit insgesamt 110 Karten. Ziel des Spieles ist, Fussballfans mögen es erahnen, mehr "Tore" zu schießen als der Gegner. Jeder Spieler erhält dabei 10 Feldspieler-Karten, 6 Torhüterkarten und 32 Aktionskarten. Dazu kommen noch 9 Torschusskarten, eine rote und zwei gelbe Karten, die für beide Spieler gemeinsam gelten. Und für die Mathematiker: die letzten 2 Karten im Spiel beschreiben die Aufstellungen diverser Nationalteams, mit denen die Spieler von dem ausgeglichenen Grundspiel abweichen können.

Vor Beginn der Partie wird das "Spielfeld" von 4 x 6 Feldern aufgebaut, indem die Spielerkarten am Tisch anhand einer festgelegten Position aufgelegt werden. Dabei sind auf jeder Karte entweder links oder rechts zwei Reihen mit Fussbällen (von 1 bis 5) angeordnet. Die Zahl der Fussbälle auf der oberen Kartenhälfte steht dabei für die Offensivkraft, die auf der unteren Kartenhälfte für die Defensivstärke des jeweiligen Spielers. Jede Mannschaft besteht dabei aus 2 Innenverteidigern, die auf den mittleren Feldern der dem Spieler am nächsten liegenden Reihe plaziert werden, zwei Aussenverteidigern, zwei defensiven und zwei offensiven Mittelfeldspielern sowie zwei Angreifern. An beiden Enden des "Spielfeldes" plazieren die Spieler nun ihre Torhüter(karten). Schliesslich zieht jeder Spieler noch drei Aktionskarten auf die Hand.

So wird gespielt:

Zu Beginn der Partie wird die Mannschaft ausgewählt, die den Anstoss hat. Diese Mannschaft beginnt ihren Spielzug mit einem defensiven Mittelfeldspieler in Ballbesitz. Anders als bei den meisten Zwei-Personen-Spielen ziehen die Spieler bei "HatTrick" nicht abwechselnd, sondern der "ballführende Spieler" ist so lange am Zug (oder besser sollte man wohl sagen, er hat so lange die Initiative), bis er den Ball entweder im Tor unterbringt oder an seinen Gegenspieler verliert.

Zu Beginn eines Zuges wählen beide Spieler eine Aktionskarte, spielen sie aus und ziehen eine weitere Karte nach. Auf jeder Aktionskarte befinden sich entweder auf der linken oder rechten Seite eine Anzahl von Fussbällen. Die Zahl der Bälle variiert von 1 bis 5 und definiert die Stärke der Karte. Je nachdem, ob die Fussbälle links oder rechts abgebildet sind, können damit nur von jenen Spielerkarten Bewegungen durchgeführt werden, die die Fussbälle auf derselben Seite haben. Schliesslich ist auf jeder Aktionskarte auch einer von drei möglichen Spielzügen abgebildet: ein Dribbling, ein kurzer oder ein weiter Pass. Beim Dribbling und beim kurzen Pass gelangt der Ball eine Reihe und bei einem weiten Pass sogar bis zu drei Reihen näher zum gegnerischen Tor.

Als nächstes bewegt der Angreifer nun einen seiner Spieler (mit den Fussbällen auf der zur Aktionskarte passenden Seite) um eine Reihe nach vor oder zurück. Wenn möglich wird der Fussball dann auf einen Spieler in der gleichen Reihe weitergegeben und dann der Spielzug auf der Karte durchgeführt. Je nach Spielzug werden dabei Angriffs- und Verteidigungswerte verglichen. Setzt sich der Angreifer durch, wird die Aktion durchgeführt, andernfalls fängt der Verteidiger den Ball ab und startet einen Gegenangriff.

Sind die Angriffs- und Verteidigungswerte der verglichenen Spieler gleich, gewinnt jene Mannschaft, die mehr Fussbälle auf der ausgespielten Aktionskarte hat. Ist auch diese Zahl gleich, so begeht die verteidigende Mannschaft ein Foul, das mit einem Freistoss oder Elfmeter (eine Torchance mit extremen Mali für den Verteidiger, die fast immer mit einem Tor enden wird) geahndet wird. Ausserdem erhält die verteidigende Mannschaft eine gelbe und im Wiederholungsfall eine rote Karte, wonach eine Spieler-Karte vom Feld genommen wird.

Das klingt recht einfach, erfordert aber einiges an Vorausplanung und auch etwas Glück, da die schönste Planung scheitert, wenn man dann aufgrund der Einschränkung auf drei Handkarten gerade die Spieler nicht bewegen kann, die man bewegen müsste, um den Spielzug zum Erfolg zu bringen. Wirklich erfolgversprechend ist hier meist nur der lange Pass, dem damit im Spiel eine zu große Bedeutung zukommt.

Gelangt ein Ball auf die Grundreihe des Gegenspielers kommt es zu einer Torchance. Nun wird, mit einigen Modifikationen, noch ein Spielzug ausgeführt. Befindet sich danach der Ball noch immer in einer der beiden dem Verteidiger am nächsten liegenden Reihen, kommt es zum Torschuss.

Passend zu der letzten gespielten Aktionskarte wählt der Angreifer nun eine Torschusskarte und der Verteidiger eine Torhüterkarte. Nun werden die Fussbälle von der Torschusskarte und der letzten Aktionskarte zusammengezählt. Der Torhüter zieht nun eine Reihe von Karten – abhängig von der Position des Schützen und der Torhüterkarte – die bestimmen, ob er die "richtige Ecke" erraten hat und damit eine Karte mehr oder andernfalls eine Karte weniger ziehen darf.

Er hält den Schuss, wenn die Anzahl der Fussbälle auf diesen Karten die Schuss-Stärke des Schützen übertrifft. Danach kommt es zu einem Abstoss, und das Spiel wird mit einem Standard-Spielzug weitergeführt. Ist die Zahl der Fussbälle gleich, so kann er den Ball nur wegschlagen und dieser landet beim Spieler mit der niedrigsten Rückennummer in der letzten Feldreihe. Ist die Zahl der Fussbälle auf den gezogenen Karten geringer, so hat der Angreifer ein Tor erzielt, und die Partie wird mit einem Anstoss fortgeführt.

Aufgrund dieser Spielmechanik ist es nicht einfach, ein Tor zu erzielen. Schon das Herausspielen von Chancen ist sehr schwierig, und kommt ein Stürmer zum Schuss, sollte dies mit einer Aktionskarte mit dem Spielzug kurzer Pass und einer möglichst grossen Zahl von Fussbällen erfolgen. Ausserdem sollte der Schütze möglichst auf einem der beiden Felder direkt vor dem Tor stehen.

Eine Halbzeit endet, wenn alle Aktionskarten beider Spieler verbraucht sind.

Das Spielmaterial:

Nun, wie erwähnt, es sind 110 Karten und ein Plättchen, das den Fussball darstellt. Das Design der Karten ist extrem schlicht und zeigt hier wirklich nur die jeweiligen Informationen. Für Hardcore-Strategen mag das ausreichend sein, aber Fussball hat auch sehr viel mit Emotionen zu tun, und speziell detailliertere Spielerkarten, etwa mit gezeichneten Portraits, hätten dem Spielgefühl zweifellos gut getan. Etwas mehr wäre hier wohl tatsächlich etwas mehr gewesen.

Update:

Auf der Homepage des Verlages (http://www.htspiel.de/) findet man mittlerweile auch Regeln für eine Solo-, eine Junior- und eine "10-Sekunden"-Variante für "HatTrick", wobei insbesonders die letztere Variante für ein flotteres Spiel (allerdings zu Lasten der strategischen Möglichkeiten) sorgt.

Spieletester

30.03.2015

Fazit

"HatTrick" hinterlässt einen etwas zwiespältigen Eindruck. Das Regelwerk ist gut durchdacht und wie bei den meisten wirklich guten Strategiespielen schnell erklärt, bietet aber strategische Möglichkeiten, die sich erst im Laufe einiger Partien erschliessen. Dennoch springt der Funke nicht recht über. Es fehlt die Dynamik und vor allem die Atmosphäre, die den Reiz eines realen Fussballspiels ausmacht. Ein Match hat mehr den Charakter eines Schachspieles und es scheint, dass das italienische Catenaccio der 1970er-Jahre hier als Vorbild diente. Tore sind Mangelware und selbst ein 1:0 muss schwer erarbeitet werden. In diesem Zusammenhang sei auch angemerkt, dass die vom Verlag angegebene Spieldauer von 45 Minuten deutlich zu niedrig angesetzt ist und man eher das Doppelte einplanen sollte. Für Gelegenheits- und Fun-Spieler ist das nicht wirklich passend. Reine Strategen widerum wird der Glücksfaktor bei den gezogenen Aktionskarten, mehr aber noch bei den Schüssen aufs Tor abschrecken.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

jumpwalker | 31.03.2015

Zwar eine abstrakte, aber doch eine der besseren Sportsimulationen, die es im Bereich von Brett- und Kartenspielen gibt. Ein gut funktionierendes Spiel für zwei Kontrahenten, die sich gerne ein wenig Zeit für Tüftelei nehmen. Obwohl die Fußball-Atmosphäre nur während der (wenigen) wirklich torgefährlichen Spielszenen durchdringt, kommt im Verlauf einer Partie ein recht ordentliches Fußballplatz-Feeling auf. Überlagert wird das Thema jedoch von wirklich denkintensiven Herausforderungen, die sich irgendwie anfühlen, als säße man an einer Schachpartie. Ganz zweifellos hat sich der Autor intensiv mit den Abläufen von Fußballspielen beschäftigt und "Hattrick" wirkt so, als wäre es mehr als nur ausgiebig getestet worden. Der Spielverlauf bleibt berechenbar und kommt (beinahe) ohne Glücksfaktoren aus. Da in einem Spiel nur wenige Tore fallen, kann der erste Fehler bereits spielentscheidend sein. Ein Neueinsteiger hat gegen einen geübten "Hattrick" -Profi ganz sicher keine Chance.
Tipp: Der Sieg steht und fällt mit dem klugen Management der drei Handkarten - besonderes Augenmerk muss dabei jenen Karten gelten, mit denen ein "langer Pass" (am besten in Kombination mit "Dribbling") gespielt werden kann. Eines der besseren Zwei-Personen-Kartenspiele, die ich kenne. Extrem konzentrationsfördernd und ganz sicher nicht für "Einfach-mal-drauflos-gespielt"-Erlebnisse geeignet.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten
Preis: 15,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2014
Genre: Karten
Zubehör:

110 Spielkarten - 64 Aktionskarten - 20 Spielerkarten - 12 Torhüterkarten - 9 Torschusskarten - 2 Gelbe Karten - 1 Rote Karte 1 Spielstein-Ball 1 Anleitung

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