Mauna Kea

Mauna Kea ist der höchste Berg auf Hawaii und genau genommen der höchste Berg der Erde, da sein Fuß sogar unter dem 10 km tiefen Meersboden liegt. Aber hier geht es nicht um Geologieunterricht, sondern um den sogenannten „worst case“, nämlich den Ausbruch des Vulkans (der seit ca. 5000 Jahren „schläft“) und den verzweifelten Versuch von Forschern, davor zu fliehen und dabei auch noch wertvolle Artefakte mit in die Boote zu retten.

In der Mitte der Insel = Spielbrett droht der Vulkan (nicht ganz naturgetreu), und dort starten auch die Spieler mit ihren Meeples. Die Spieler haben verschieden viele Plättchen, die sie einzeln entweder anlegen und damit den Weg zu den am Spielplanrand wartenden Booten erkunden oder für die Bewegung ihrer Forscher nutzen können. Im letzteren Falle werden die Plättchen wieder in den Beutel zurück gelegt, aus dem die Spieler am Ende ihres Spielzuges wieder neue Plättchen für ihren nächsten Spielzug ziehen. Und zwar so viele, bis die Anzahl der darauf angegeben Bewegungspunkte (1 bis 3) mindestens fünf beträgt. Warum die Forscher ihren Rückweg von der Inselmitte erst wieder erkunden müssen (wie sind sie dorthin gelangt?) bleibt Geheimnis des Autors, stört aber auch nicht weiter.

Jedes Plättchen hat vier Felder, über die sich unsere Forscher orthogonal bewegen können, außer über Berge und von anderen Forschern besetzte Felder – und natürlich über die sich ständig ausbreitenden Lavaströme. Wird nämlich beim Nachziehen statt eines Geländeplättchens ein Lavaplättchen gezogen, wird dieses sofort angelegt. Dabei ist auf clevere Weise dafür gesorgt, dass dies meist einigermaßen gleichmäßig nach allen Seiten geschieht, wobei es auch Gabelungen gibt. Von der Lava überrollt, war’s das mit dem Forscherleben, und das kann schneller gehen, als man hofft.

Oft ist man froh, überhaupt eins der zufällig am (St)Rand verteilten Boote zu erreichen, ohne dabei unterwegs noch Artefakte in Form von Holzquadern mit unterschiedlicher Wertigkeit mitnehmen zu müssen bzw. zu können. Aber auch ein geretteter Forscher alleine bringt Siegpunkte. Zudem bieten die Boote unterschiedlich viel Platz für Artefakte, ein weniger spannender als unangenehmer Zufallsfaktor. Und von dem wertvollsten Artefakt gibt es nur ein Stück, auch das ist eine unglückliche Verteilung.

Was sich trotzdem prinzipiell einigermaßen spannend anhört und thematisch und grafisch gut aufbereitet ist, spielt sich leider eher zäh und frustrierend, trotz kurzer Spielzeit. Der Ärgerfaktor, ums mal positiv zu formulieren, gerät hier oft wirklich zum Ärger, vor allem für Kinder, was für ein als Familienspiel apostrophiertes Spiel nicht förderlich ist. Auch wenn jeder Spieler mehrere Forscher hat, kann es passieren, dass diese oder die noch nicht geretteten hoffnungslos zwischen Lava, Bergen und anderen Forschern eingeklemmt sind, ohne sich bewegen zu können. Also kann man seine Plättchen dann nur auslegen und damit anderen Spielern den Weg ebnen oder lieber verbauen, na klar, was zu noch mehr Frust (der anderen) führt. Kommentar meiner besten aller Ehefrauen: „Gefällt mir nicht, dass man wenigstens andere Forscher nicht überspringen kann!“ Obwohl wir höchstens so häufig einer Meinung sind wie nicht, kann ich da nur zustimmen.

Etwas Planung und Strategie werden suggeriert, sind aber nicht wirklich vorhanden. Das ist nicht grundsätzlich verwerflich, aber das große Zufallselement (Plättchen ziehen) wird noch unpassend durch den ebenso großen Frustfaktor ergänzt. Mauna Kea kann auch mal glatter verlaufen, aber eine längere Entwicklungszeit hätte dem Spiel sicher gut getan; Lava fließt normalerweise eher langsam. Man kann es spielen, muss es aber nicht, ohne etwas verpasst zu haben. Schade, denn ich mag Hawaii und auch Vulkane finde ich interessant, kann in dieser Form aber auch gut darauf verzichten.

Ein weiteres Manko ist das Spielmaterial. Dass das Ausdrücken der vielen Plättchen sehr mühsam ist, kann man noch hinnehmen, ist aber für einen Verlag dieser Größe und ansonsten gewohnt guter Qualität zumindest ungewöhnlich; aber einmal geschafft, ist das dann ja auch erledigt. Dass der zu kleine Stoffbeutel für die vielen Plättchen zu durchscheinend ist, sodass man gegebenenfalls leicht erkennen kann, welches Plättchen (Lava oder nicht Lava) man nachzieht, ist allerdings kaum hinnehmbar.

Spieletester

05.04.2014

Fazit

Was sich trotzdem prinzipiell einigermaßen spannend anhört und thematisch und grafisch gut aufbereitet ist, spielt sich leider eher zäh und frustrierend, trotz kurzer Spielzeit. Der Ärgerfaktor, ums mal positiv zu formulieren, gerät hier oft wirklich zum Ärger, vor allem für Kinder, was für ein als Familienspiel apostrophiertes Spiel nicht förderlich ist.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten
Preis: 25,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: HUCH & friends
Grafiker: Andreas Resch
Genre: Legen
Zubehör:

1 Spielplan 20 Forscher 25 Artefakte 30 Karten 118 Plättchen 8 Boote 1 Stoffbeutel

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