Kings under Mountains

Osteuropäische Spieleverlage tummeln sich immer mehr und mehr auf dem Markt, oft mit bemerkenswerten Produkten. Das riesige Russland ist dabei erstaunlicherweise bisher eher weniger vertreten; einigermaßen bekannt ist der Verlag Right Games, der in der Vergangenheit u. a. mit dem netten Kartenspiel Evolution Evolution: The Origin of Species auf sich aufmerksam machen konnte. Auf der SPIEL ’13 präsentierten die Russen wieder einige interessante Neuheiten, auch dabei wieder ein Kartenspiel, nämlich Die Könige der Nebelberge (Kings under Mountains).

Wem diese Einleitung aus einem deutschen Printmagazin bekannt vorkommt, möge mir verzeihen, denn daraus habe ich sie „geklaut“. Aber sich selbst darf man ruhig mal beklauen, da habe ich kein schlechtes Gewissen.
Auf geht’s in die Berge, die im Deutschen nebelig sind; warum, weiß kein Mensch und ist auch völlig egal. Minen wollen zuerst erobert, dann ausgebeutet werden. Eine klare Aufgabe, die auf pfiffige Weise spannend und ausschließlich mit Karten zu lösen ist.

Alle Karten sind doppelseitig bedruckt und nutzbar – Minen auf einer Seite, Krieger von vier Völkern auf der anderen (Gnome, Orks, Goblins und Giganten). Jedem Spieler wird ein Volk zugelost, dann werden vier zufällig gezogene Minen ausgelegt, daneben ein „Lager“ mit vier Kriegern. Je nachdem, wie zunächst gezogen wird, können dort Krieger aller vier Völker sein, was eher selten vorkommt, oder weniger, auf jeden Fall zunächst vier Karten. Mit sechs Handkarten beginnt jeder Spieler das Spiel.

Reihum legt jeder Spieler in seinem Spielzug eine Karte offen aus, nicht mehr, nicht weniger, und zieht anschließend eine nach. Entweder spielt man seine Karte auf eine Mine in der Tischmitte, die noch erobert werden muss, oder auf eine eigene, eroberte Mine, um sie auszubeuten. Nur eine ausgebeutete Mine bringt zum Spielschluss die darauf angegebenen positiven Siegpunkte.
Jeder Spieler ist zwar König eines Volkes, hat aber Karten aller möglichen Völker auf der Hand, zumindest meistens. Ein „reines Blatt“ ist so gut wie unmöglich und auch gar nicht sinnvoll. Jede Mine gibt durch eine Zahl an, wie viele Krieger zu ihrer Eroberung erforderlich sind, z. B. 2 oder 3, und durch eine andere Zahl, wie viele zu ihrer Ausbeutung benötigt werden. Das können auch zwei oder drei sein, auch schon mal fünf.

So weit, so einfach. Erst im Spiel nach und nach merkt man, wie trickreich die ganze Angelegenheit ist. Zur Eroberung einer Mine müssen die Krieger darauf mit aufsteigenden Werten gespielt werden, nur der oberste und letzte erhält die Mine! Die Werte gehen von 0 bis 9, eine 0 darf aber nur auf eine 9 gespielt werden. Ansonsten können die Abstände beliebig sein, Hauptsache höher (z. B. eine 5 auf eine 2 oder eine 8 auf eine 4 usw.). Einmal erobert, kommen die ermatteten Krieger zurück ins offene Lager. Nachziehen darf man eine Karte aus dem Lager, also ganz gezielt einen bestimmten Wert und/oder bestimmtes Volk, oder aus dem verdeckten Stapel. Verdeckt heißt in diesem Fall, dass die Minenseite sichtbar ist; von diesem Stapel wird auch immer sofort eine eroberte Mine ersetzt, sodass immer vier zur Eroberung ausliegen.

Für die Ausbeutung einer eroberten Mine gilt die gleiche Ablageregel wie für die Eroberung: aufsteigende Werte. Aber … jetzt werden aus den Kriegern Sklaven, und da man sein eigenes Volk nicht versklavt (auch wenn die Geschichte anderes lehrt), kann man zur Ausbeutung nur Karten fremder Völker legen. Es sei denn, es wird ein Aufseher (in manchen Minen) gebraucht. Dieser muss natürlich vom eigenen Volk sein und den höchsten Wert haben, also als letzte Karte gespielt werden. Ist die Ausbeutung gelungen, wird die Karte unter die eigene Königskarte geschoben und bringt zum Spielschluss die darauf vermerkten Siegpunkte. Die Sklaven werden aus dem Spiel entfernt.

Wer aufmerksam mitgelesen hat, wird das Dilemma schon gemerkt haben. Man darf ja nur genau eine Karte spielen – spielt man sie zur Eroberung, kann man nicht ausbeuten, und umgekehrt. Und man muss die passende Karte haben, denn man muss spielen, und so vielleicht einem Gegner eine Mine zukommen lassen. Mist!
Oder? Irgendwann merkt man die Heimtücke! Denn einem anderen Spieler eine Mine zukommen zu lassen, kann auch ganz gezielt zu dessen Untergang führen. Eine eroberte Mine muss nämlich auch ausgebeutet werden, ansonsten zählen ihre Siegpunkte zum Spielschluss negativ! Wenn man dann einem Spieler, der viele Minen erobert hat, auch noch gezielt die ihm dienlichen Karten aus dem Lager nimmt … hat er im Sinne des Wortes schlechte Karten!
Aber natürlich muss man die Karten auch selbst gebrauchen können, denn irgendwas geht (fast) immer – und falls gar nicht, zeigt man seine Karten vor, wirft sie ab und zieht sechs neue.
Anzumerken ist auch noch, dass der Ertrag nicht immer zum Einsatz proportional ist. Das heißt, dass eine Mine, zu deren Eroberung und/oder Ausbeutung man viele Karten braucht, nicht auch unbedingt viele Siegpunkte liefert.

Spieletester

13.03.2014

Fazit

Ich muss sagen, dass ich echt beeindruckt bin! Kurze, klare, vollständige Regel, schnelles, kurzes Spiel mit einfachen Regeln, aber recht trickreich, spannend und auch hinterhältig zu spielen, das liebe ich! Natürlich ist dies kein Spiel für Strategen, für Taktiker schon eher, aber der Zufall spielt naturgemäß eine große Rolle und bei Kings under Mountains ist die Freude oft mindestens ebenso groß wie die Schadenfreude. Das ist bei solch einem kurzen Zockerspiel aber kein Manko, im Gegenteil. Erstaunlich, welch pfiffiges Spiel mit ein paar Karten hier geschaffen wurde, nicht zuletzt durch den Kniff mit doppelseitig nutzbaren Karten. Ein ideales Auftakt- oder Absackerspiel, aber nicht selten spielt man sofort mehrere Partien hintereinander, denn kaum jemand kann sich dem Reiz dieses spannenden Spiels entziehen. Wir werden noch manche Mine erobern und hoffentlich auch erfolgreich ausbeuten!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: Right Games
Genre: Karten
Zubehör:

84 Karten 1 Spielregel

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