Oft wird man als Brettspieler von den Autoren und Verlagen der Spiele ins Mittelalter, in ein Fantasy-Parallel-Universum oder in den Weltraum geschickt. Sehr selten hingegen gibt es Spiele, die diese ausgetretenen Pfade verlassen und dem Spieler unverbrauchte und zudem anspruchsvolle Szenarien kredenzen. Wenn man sich nun noch problemlos und schnell in diese einarbeiten kann und es die Spiele zudem noch verstehen eine ansprechende Atmosphäre aufzubauen, genau dann sind Vielspieler glückliche Menschen. Schöne Beispiele in dieser Hinsicht sind z.B. Vinhos oder Yedo. Das hier vorliegende Rockwell entführt die Spieler unter Tage. Sie sind zu Vorstandsvorsitzenden einer Bergbaugesellschaft befördert worden und sitzen dort nun an den Schalthebeln der Macht, denn von Ihrem Können und Geschick bei einem Probeauftrag hängt es ab, ob Ihre jeweilige Gesellschaft in der Zukunft lukrative Aufträge angeboten bekommt. Vor dem eigentlichen Spiel ist aber erst einmal Regelstudium und Grundaufbau angesagt und das ist in diesem Fall wirklich schwierig. Eigentlich erstaunlich, sollte es sich doch mittlerweile fast überall herumgesprochen haben, dass eine gute Regelübersetzung auch ein wichtiges Element für ein gutes Spiel ist. In diesem Fall wurde dieses allerdings nicht wirklich berücksichtigt und so muss man sich geradezu durch die Spielregel mit all ihren Unstimmigkeiten und falschen Übersetzungen wühlen. Ich kann in diesem Zusammenhang jeden verstehen der dann relativ frustriert die Lust verliert und das Handtuch wirft. Das allerdings wäre jedoch recht schade wie die nachfolgende Rezension zeigen sollte. Bei
Rockwell versuchen die einzelnen Gesellschaften mit ihren vier Bohrtrupps Bohrungen in den unterschiedlichen Erdschichten zu platzieren, daraus Erträge zu generieren, um mit diesen wiederum Ihre Gesellschaften flexibler und produktiver zu machen sowie gegen diverse Risiken abzusichern. Beim Erreichen vorgegebener Zwischenstände können die jeweiligen Spieler Prestigepunkte erhalten, welche wiederum für die Endabrechnung wichtig sind. Das Spiel selbst hat keine fest definierte Rundenzahl sondern endet wenn entweder von der Mehrzahl der Gesellschaften ein Bohrtrupp bis zum Erdkern vorgestoßen ist oder eine Gesellschaft sechs verschiedene der oben genannten Zwischenstände erreicht hat. Recht innovativ kommen erst einmal der Aufbau und die Gestaltung des gemeinsamen Spielbretts daher. Ausgehend von einer äußeren Schutzhülle werden in vier kreisförmig um den Erdkern positionierten Schichten die passenden Plättchen ausgelegt wobei spezielle Vorgaben bei der Auslage zu beachten sind. So entsteht ein Querschnitt durch die Erde auf welchem die Bohrtätigkeiten und Bohrtiefen der einzelnen Gesellschaften abgetragen werden können. Die Plättchen sind doppelseitig bedruckt (neutrale Vorderseite mit individuellen Erträgen auf der Rückseite) und deshalb ist die Ausgangslage vor jedem Spiel anders. Neben dem Spielplan gibt es noch drei separate Tableaus: Das Kontrollzentrum, die Börse und das Atelier, die jeweils gemeinsam genutzt und dann nacheinander abgearbeitet werden. Jeder der Spieler hat zudem ein eigenes Tableau, um den Stand und die Fortschritte seiner Gesellschaft zu dokumentieren und einen Sichtschirm, um den Bestand an Rohstoffen und Geld geheim halten zu können. Die Spielreihenfolge wird am Anfang zufällig bestimmt, während in den späteren Spielrunden dafür geboten werden kann. Anschließend läuft jede Runde in identischer Reihenfolge ab und wird recht übersichtlich anhand der drei Tableaus abgearbeitet. So entscheiden sich die Spieler in Spielreihenfolge und abwechselnd welche zwei Aktionen, die auf den Tableaus angeboten werden, sie in der nächsten Runde nutzen wollen. Dabei dürfen sie allerdings auf keinem Tableau zwei Aktionen gleichzeitig nutzen. So stehen ihnen neben den Möglichkeiten der Korruption und der Subunternehmer, die die Spielreihenfolge beeinflussen können, auch Aktivitäten an der Börse sowie die Verbesserung der eigenen Gesellschaft zur Verfügung. Durch diese Aktionen werden die Weichen für die aktuelle Runde gestellt. Dabei sollte allerdings unbedingt der eigene Bargeld- und Rohstoffbestand sowie die Möglichkeit von Rohstofferträgen beachtet werden. Kernstück des Spiels ist jedoch das Bohren nach Rohstoffen. So werden zu Beginn des Spiels die auf Stufe eins befindlichen Bohrtrupps ausgehend vom Erdmantel in die Tiefe geschickt, um neue Bohrungen anzusetzen. Sie bewegen sich dabei rundenweise auf dem Spielplan, um irgendwann die nach Schichttiefe notwendige Mannschaftsstärke von drei bis zu zehn zu erreichen. Diese Vorgabe wird der Spieler in den seltensten Fällen mit seinen eigenen Bohrtrupps allein erfüllen können sondern er sollte, wenn sinnvoll, dafür mit anderen Spielern wechselnde Mehrheiten bilden. Ist dabei eine Bohrung erfolgreich vollendet worden so wird ausgehend von der jeweilig notwendigen Bohrstärke eine Ertragskarte gezogen die angibt wieviele Rohstoffe welcher Art dabei gefördert werden konnten und welche Risiken aufgetreten sind. Diese Erträge werden zu gleichen Teilen an die beteiligten Gesellschaften verteilt. Etwaige Überschüsse erhält der Spieler der im betreffenden Feld eine Mine unterhält oder den Bohrtrpp mit der höchgsten Mannschaftsstärke beigesteuert hat. Die Ertragskarte erhält in jedem Fall der Spieler der die Bohung ausgelöst hat. Risiken können allerdings den anschließenden Verlust von geförderten Rohstoffen bedeuten, wenn man sich dagegen nicht im Vorfeld abgesichert hat. Die so geförderten Rohstoffe können in der Börsenphase verkauft werden, um genügend Bargeld für Verbesserungen der Gesellschaft zu haben. So können Minen errichtet, die Bohrstärke der einzelnen Trupps erhöht, deren Bewegungsvariabilität vergrößert oder allgemeine Schutzmaßnahmen für die Bohrungen getroffen werden.