Jäger der Nacht

Seit Philippe des Phalliéres und Hervé Marly im Jahre 2001 das Spiel Die Werwölfe von Düsterwald auf der Grundlage des russischen Gesellschaftsspiels „Mafia“ entwickelten hatten, hat das Spiel vor allem unter Jugendlichen großen Zuspruch gefunden. Da es starke soziale Interaktion fordert und für sehr große Gruppen gedacht ist, wird es vor allem auf Jugendfreizeiten immer wieder gespielt.
Was hat das nun mit „Jäger der Nacht“ zu tun? Die große Spielerzahl, die für eine Werwölfe-Runde mindestens nötig ist, stellt natürlich oft genug auch ein Problem dar. Daher haben sich mehrere Verlage daran gemacht, Gesellschaftsspielumsetzungen des grundlegenden Mechanismus zu entwickeln, die auch mit weniger Leuten spielbar sind. Auch Kosmos ist in dieser Hinsicht nicht untätig geblieben: „Jäger der Nacht“ fällt in eben jene Kategorie und bietet eine Gestaltung des Themas und des Spielmechanismus in Form eines Brettspiels für vier bis acht Personen.

Zu Beginn des Spiels zieht jeder Spieler eine Rollenkarte, die er verdeckt und geheim hält. Auf dieser Karte steht nicht nur, ob der jeweilige Spieler in dieser Runde einen Vampir, einen Werwolf oder einen Menschen spielt, sondern auch sein Spielziel und eine besondere Fähigkeit. Bei Vampiren und Werwölfen besteht das Spielziel, also die Siegbedingung, immer darin, die andere Seite auszuschalten. Menschencharaktere haben unterschiedliche Ziele.
Am Ende läuft das Spiel dennoch darauf hinaus, dass jeder Spieler versucht sein Ziel zu erreichen, indem er andere Spielfiguren aus dem Spiel eliminiert. Was natürlich massiv dadurch erschwert wird, dass man zunächst nicht weiß, welcher Mitspieler auf welcher Seite steht. Zunächst gilt es also im Intrigespiel Freund und Feind zu sortieren, bevor man sich auf die Seite seiner Verbündeten stellt und die Widersacher besiegt.
Dieser Konflikt wird auf einem Spielbrett mit sechs Feldern ausgetragen. Jene Felder können aus dem Rahmen des Brettes entnommen, gemischt und zufällig wieder eingesetzt werden. Jeweils zwei der Felder gehören somit zu einem Gebiet. Während seines Zuges würfelt ein Spieler zunächst aus, auf welches Feld er in diesem Zuge zieht – bewegen muss er sich, stehen bleiben ist nicht erlaubt. Anschließend kann er die Möglichkeiten dieses Feldes nutzen und des Weiteren einen Mitspieler angreifen, der sich in dem gleichen Gebiet befindet (daher die zufällige Zusammenstellung des Spielbrettes). Anders als bei „Werwölfe von Düsterwald“ scheiden Spieler nicht sofort aus dem Spiel aus, sondern haben eine gewisse Zahl an Lebenspunkten, da die geringe Spielerzahl das Spiel sonst rasch enden ließe.
Dieser grundlegende Spielmechanismus wird allerdings erst durch drei Sorten Spielkarten interessant ausgebaut: Orakelkarten, offensive und defensive Karten. Während offensive Karten Ereignisse und Ausrüstungen umfassen, die die eigenen Angriffe aufwerten, und die defensiven Karten sinnvollerweise das Gleiche im Bezuge auf die Abwehr von Angriffen bewirken, stellen Orakelkarten ein typisches Element für solche Intrigespiele dar. Sie haben Auswirkungen, die dem Spieler Rückschlüsse darauf erlauben, ob es sich bei einem Mitspieler um einen Werwolf, einen Menschen oder einen Vampir handelt. Beispielsweise könnte die Karte einem Mitspieler nur dann Schaden zufügen, wenn er keinen Vampir spielt. Da nur der Einsetzende der Karte und der Betroffene ihren Inhalt kennen, erlaubt auch dies einige Spekulation über die Verteilung der geheimen Rollen am Spieltisch. Des Weiteren wird die Rolle eines Spielers offenbart, wenn dieser all seine Trefferpunkte durch Angriffe verloren hat und somit ausscheidet oder wenn er die Sonderfähigkeit seiner Figur zum ersten Mal einsetzt. In beiden Fällen muss er seine Charakterkarte aufdecken. Mit diesen Möglichkeiten muss ein Spieler aus den Informationen, die ihm zur Verfügung stehen, und dem Verhalten seiner Mitspieler herauslesen, wer Freund und wer Feind ist. Nur so kann er am Ende als Sieger dastehen.

Das Spiel ist spannend und kann schnell erlernt werden, da es zunächst einfache Regeln bietet, die bei weiteren Spielrunden aufgestockt werden können. Dennoch sollte man auch nicht zu viel erwarten. Der Spielmechanismus von „Jäger der Nacht“ ist den typischen Werwolf-Spielen sehr ähnlich, aber das Spielgefühl ist doch merklich anders. Es erinnert da eher an „Battlestar Galactica“.

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Fazit

Wer eine getreue Umsetzung von „Werwölfe von Düsterwald“ in Brettspielform erwartet, der wird von „Jäger der Nacht“ vermutlich eher enttäuscht sein. Wer aber ein schönes Brettspiel mit sozialer Interaktion und Intrige sucht, das für vier bis acht Spieler ausgelegt ist, der kann hier getrost zugreifen. Richtig lohnt es sich allerdings erst ab sechs Spielern, weil sonst nur wenige Rollen vergeben sind.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 4 bis 8
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Preis: 19,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2010
Verlag: Kosmos
Genre: Bluff
Zubehör:

1 Spielbrett mit beweglichen Feldern, 16 hölzerne Spielfiguren, 80 Karten, 2 Spielwürfel (ein sechseitiger und ein vierseitiger), eine Spielanleitung und ein Almanach

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