Schwarzer Freitag

... ist das Synonym für die im Jahre 1929 durch den Zusammenbruch der amerikanischen Börse ausgelöste Weltwirtschaftskrise. Während damals viele tausend Spekulanten ihre Existenz verloren, geht es beim Spiel von Friedemann Friese darum, rechtzeitig vor dem großen Crash auszusteigen und fett Kohle zu machen.

Schwarzer Freitag ist das erste Spiel aus dem friedemannschen „Freitag-Projekt“, bei dem er jeden Freitag an einem Spiel arbeiten möchte. Eigentlich sollte das Spiel erst nach fünf Jahren an einem Freitag veröffentlicht werden, aber scheinbar war der Kosmos-Verlag so begeistert, dass das Erscheinen vorgezogen wurde.

Der fleißige Spieleautor aus der Bremer Hansestadt versucht mit Schwarzer Freitag die Abläufe an der Börse nachzustellen. Fünf Aktien, die in fünf verschiedenen Farben als Holz-Köfferchen dargestellt werden, starten alle gemeinsam auf der selben Preisstufe 7. Diese wird auf einem Gitterraster per Spielstein in der entsprechenden Farbe dargestellt. Im rechten Teil des spartanisch und kühl reserviert wirkenden Spielplanes befinden sich drei so genannte Verkaufsleisten, auf denen zu Spielbeginn paarweise die Aktien-Koffer liegen. Ergänzt werden diese durch schwarze Koffer, die an sich wertlos sind, aber zu bestimmten Zeitpunkten Kursänderungen auf dem Börsenparkett verursachen. Zusätzlich finden sich noch die Kaufleisten für Aktien und auch für Silberbarren. Und um Letztere geht es im Prinzip in diesem Spiel, denn am Ende gewinnt, wer am meisten von selbigen in seinem Besitz hat. Im Gegensatz zu Aktien, die manchmal das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt wurden, ist und bleibt Silber ein Edelmetall von Wert.

Unter den Anzeigeleisten findet sich weiters die Abbildung des „The Wall Street Journal“, auf dem zu Spielbeginn weitere schwarze Koffer und die 5 Stufenkarten abgelegt werden. Diese geben an, wie viele Aktien bzw. Silber jeder Spieler in seinem Zug kaufen oder verkaufen will/kann, wie viele Subventionen er in Anspruch nehmen darf und wie viele Koffer aus dem Leinenbeutel bei einer Preisänderung gezogen werden. Im linken Bereich der Zeitung findet sich eine kleine Tabelle, die dabei hilft, bei einer ausgelösten Preisänderung die Aktienkurse zu verändern.
Ich muss zugegeben, dass ich einige Zeit gebraucht habe, um diese Tabelle zu verstehen. Im Endeffekt ist sie aber ganz einfach, denn sie zeigt einfach nur an, wo vom derzeitigen Standort eines Aktienkurses aus (der rote Kreis in der Tabelle) der Aktienmarker durch die Preisänderung hingezogen werden muss. Eine Preisänderung wird immer dann ausgelöst, wenn eine der folgenden Ereignisse eintritt: Eine der Kaufleisten für Aktien oder Silber ist mit fünf Koffer belegt oder auf der obersten Verkaufsleiste für Aktien liegen nur noch fünf Koffer.

Die Leisten werden jeweils durch die sie betreffenden Aktionen verändert. Kauft ein Spieler Silber, wird eine beliebige Aktie aus dem Markt auf der Silberkaufleiste gelegt. Das gleiche geschieht beim Kauf einer Aktie, dann wandert eine Aktie aus dem Markt in den Besitz des Spielers und eine gleichfarbige auf die Kaufleiste für Aktien. Verkauft ein Spieler ein Wertpapier aus seinem Besitz, kommt das entsprechende Köfferchen zurück in den Markt und ebenso eins von der Verkaufsleiste. Auf diese Weise wird über kurz oder lang eine Preisänderung ausgelöst. Zu diesem Zweck muss dann der Verursacher entsprechend der Angabe auf der Stufenkarte eine bestimmte Anzahl an Koffer aus dem Beutel ziehen. Kommt dabei ein schwarzes Exemplar zum Vorschein, ist dies noch nicht schädlich, denn dieses wird ohne Auswirkung am Ende der Aktion zurück in den Beutel gelegt. Ist es aber insgesamt mehr als ein schwarzer Koffer, wird deren Anzahl von der Anzahl der farbigen Koffer abgezogen – und dies kann dann zu Verlusten durch fallende Kurse führen. Sind beispielsweise zwei Koffer in schwarz und nur einer in gelb (-1) gezogen worden, fällt der Kurs der gelben Aktie auf dem Preisraster um ein Feld nach unten. Ist überhaupt kein gelber Koffer zum Vorschein gekommen (-2), wird der gelbe Marker gar um ein Feld nach unten und ein Feld nach links gezogen. Durch die unterschiedlichen Abstände auf dem Raster kann das zu enormen Kursverlusten führen.

Kauft der Spieler Silber, zahlt er den auf der links angeordneten Silberkursleiste angezeigten aktuellen Preis und rückt den zweiten Marker auf der unteren Silberleiste um die Anzahl der gekauften Silberbarren vor. Bei einer ausgelösten Preisänderung wird dann zusätzlich der Silberkurs für jeweils drei verkaufte Silberbarren um eine Stufe nach oben verändert und der Anzeiger auf der Silberleiste wieder zurückgesetzt. Je mehr also die Spieler zwischen zwei Preisänderungen in Silber investieren, um so explosionshafter steigt der Silberpreis. Während die Preise für die Aktien einem ständigen Auf und Ab unterworfen sind, kennt Silber immer nur eine Richtung, und die geht nach oben.

Bei Schwarzer Freitag haben die Spieler während des gesamten Spieles mannigfaltige Arbeiten zu erledigen. Die Kauf- und Verkaufsleisten werden ständig verändert und lösen diverse Preis- und/oder Stufenänderungen aus. Letztere treten immer dann ein, wenn einer der Aktienkursmarker eine höhere Stufe erreicht hat. Zur Folge hat dies die Erhöhung der möglichen Subventionen, aber auch der Käufe/Verkäufe und der zu ziehenden Koffer aus dem Beutel. Im weiteren Spielverlauf steigt damit also immer mehr die Gefahr von Kursverlusten, weil immer mehr schwarze Koffer im Beutel sind. Somit ist unweigerlich der große Crash vorprogrammiert und die Kunst besteht nun darin, wie im echten Börsenhandel den richtigen Zeitpunkt für das Abstoßen der eigenen Aktien zu finden.

Die Spieler starten mit leeren Kassen und ziehen in Abhängigkeit der Spielerzahl Aktien aus dem Beutel. Diese werden hinter die mickrigen Sichtschirme gelegt. Wie in der Wirtschaft allgemein üblich können Finanzhilfen in Form von Subventionen in Anspruch genommen werden. Diese müssen niemals zurückgezahlt werden, sondern verursachen bei ausgelösten Preisänderungen lediglich eine Zinszahlung. Der Spieler am Zug hat vier Möglichkeiten: Aktien kaufen, Aktien verkaufen, Silber kaufen und Passen. Zusätzlich darf er Subventionen beantragen und/oder seine Spezialaktion durchführen. Bis auf den Startspieler bekommt jeder der Spieler ein Kärtchen, auf dem seine mögliche Zusatzaktion steht. In Abhängigkeit der Reihenfolge ist dabei die Auswahl größer: Je weiter hinten, umso mehr Möglichkeiten hat der Spieler.

Das Spiel endet, wenn der Preis für Silber auf 100 gestiegen ist. Dann verkauft jeder Spieler noch alle seine restlichen Aktien zum aktuellen Kurs, nimmt alle noch möglichen Subventionen bis zum Limit in Anspruch und kauft beliebig viele Silberbarren. Wer jetzt die meisten Barren besitzt, gewinnt und darf sich als erfolgreichster Spekulant fühlen.

Spieletester

13.02.2011

Fazit

Der Verwaltungsaufwand bei Schwarzer Freitag ist enorm hoch. Ständig müssen die Spieler Marker hin- und herschieben. Der Glücksanteil durch die schwarzen Koffer im Leinenbeutel ist nicht zu unterschätzen, bringt als Zockerelement aber auch Leben ins Spiel. Es erfordert manchmal schon ein wenig Mut, wenn durch eine bewusste Aktion eine Preisänderung ausgelöst wird. Das Material ist Kosmos-typisch in sehr guter Qualität gehalten, allerdings sind die kleinen Sichtschirme ziemlich erbärmlich. Die innen aufgedruckte Spielhilfe ist kaum zu lesen und somit völlig überflüssig. Die Grafik des Spielplans ist unspektakulär und nichtssagend. „Sie spricht mich überhaupt nicht an“, meinte einer meiner Spielrundenteilnehmer. Die Kauf- und Verkaufsleisten sind alles andere als intuitiv und hätten eine zusätzliche Beschriftung verdient gehabt. Die Regel ist zwar ganz nett gestaltet mit einem Friedemann, der über Sprechblasen Tipps gibt, sie ist aber nicht übersichtlich. Viele wichtige Details verstecken sich in Beispielen, was das Suchen nach einer Regelpassage ungemein schwierig macht. Insgesamt ist Schwarzer Freitag trotzdem in meinen Spielrunden gut angekommen, weil es einfach Spaß macht, die Aktienkurse und den Verlauf von Angebot und Nachfrage zu beobachten. Hat man dann am Ende auf das richtige Pferd gesetzt, kann noch mal richtig viel Geld gemacht werden. Ob dies dann allerdings zum Kauf von Silber mit dem Höchstwert 100 und zum Spielsieg reicht?
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 55 Minuten
Preis: 25,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2010
Verlag: Kosmos
Grafiker: Christian Fiore
Genre: Glück
Zubehör:

1 Spielplan 125 Aktenkoffer in 5 Farben 5 Kursmarker 2 Silbermarker 20 Silberbarren 20 Goldbarren 5 Sichtschirme 5 Stufenkarten 1 Zinsmarker 1 Stoffbeutel 8 Spezialaktionskarten Spielgeld 20 Subventionskarten 1 Spielanleitung

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