Constantinopolis

Konstantinopel, Stadt mit wechselvoller Geschichte und mit wechselnden Namen, eine der ältesten „Weltstädte“ überhaupt und eine Zeitlang auch noch die wichtigste Stadt der Christenheit. Wenn so einer Stadt ein eigenes Brettspiel gewidmet wird, dann erwartet man natürlich Großes. Lange schon war das fertige Spiel in einschlägigen Foren als Geheimtipp gehandelt worden, eben so lange fand der Autor Giancarlo Fioretti aber anscheinend keinen Verlag, bis „Constantinopolis“ endlich beim Heidelberger Spieleverlag veröffentlicht wurde.

Konstantinopel im 6.Jahrhundert; das Römische Reich ist seit über hundert Jahren in zwei Teile gespalten und während der Stern des Weströmischen Reiches gerade im untergehen begriffen ist, beginnt der Aufstieg des oströmischen Reiches mit Konstantinopel an seiner Spitze.


Die Spieler verkörpern Händler, welche im prosperierenden Konstantinopel ihren Platz suchen und durch Investition in die Produktion und Weiterverarbeitung von Waren und dem Handel mit ihnen zu Geld, Ruhm und Ansehen kommen wollen. Dazu müssen sie sich lukrative Ämter sichern, Produktions-; verarbeitende oder öffentliche Gebäude bauen, Waren auf dem Markt kaufen und verkaufen, Handelsaufträge mittels einer wachsenden Flotte annehmen und natürlich auch erfüllen und den so erlangten Gewinn in die Vergrößerung ihres Handelsimperiums stecken.

Erstaunlicherweise wird auf dem Spielplan, welcher die Stadt Konstantinopel zeigt, nicht gespielt, sondern hier lagern lediglich alle Gebäude, welche errichtet werden können. Natürlich gibt es nicht alle für jeden, es gilt: „Wenn weg, dann weg.“ Jeder Spieler hat ein eigenes Spieletableau, auf dem er seine gekauften Gebäude errichtet, produziert und Handel treibt. Das Spiel besteht aus maximal 9 Spielrunden, wobei jede davon aus genau 8 Phasen besteht, welche nacheinander abgearbeitet werden. Die erste Phase, die Versteigerung der Ämter, gibt gleichzeitig die Spielreihenfolge für diese Runde vor. Die Ämter gewähren natürlich auch gewisse Boni. Danach produzieren bereits gebaute Produktionsstätten Güter, welche in der sich anschließenden lokalen Handelsphase in eigenen Wirtschaftsgebäuden und auf dem Markt zu Geld und Ruhmespunkten gemacht werden können. Mit dem so erwirtschafteten Geld können weitere nützliche Gebäude errichtet werden. In der Fernhandelsphase können Schiffe gebaut, mit Fracht und Passagieren beladen und auf Reisen geschickt werden, um ein bis zwei Runden später in den Hafen einzulaufen und frisches Geld und ebenfalls Ruhmespunkte zu generieren. Zum Schluss der Runde wechseln die aktuellen Märkte und damit die Preise, die Menge und die Verfügbarkeit der Waren.

Insofern sind viele Spielelemente in Constantinopolis altbekannt. Es gilt Produktionsketten zu errichten, Geld zu scheffeln, dieses möglichst nutzbringend einzusetzen, aber im richtigen Zeitpunkt der Generierung von Ruhmespunkten den Vorrang zu geben, denn allein diese entscheiden am Ende des Spiels über den Sieger. Das ist alles nett und solide, aber nicht wirklich neu oder gar innovativ. Zudem macht es Constantinopolis dem Spieler nicht wirklich leicht, einen Zugang zu ihm zu finden. Das Regelheft kommt dick, groß und ein wenig unübersichtlich daher und so vermutet man hinter dem Spiel eher einen schwerverdaulichen Strategiebrocken als normale Spielekost. Dabei ist die Spielregel wenn einmal verinnerlicht, schnell erklärt und verstanden. Leider zieht sich diese angemerkte Unübersichtlichkeit der ersten Minuten wie ein roter Faden durch das ganze Spiel. Der Spielplan wirkt inhaltlich und grafisch überladen und die lateinische Beschriftung der Gebäude macht die Situation auch nicht wirklich besser. Hier ist der in meinen Augen seltene Fall eingetreten, dass die alte Grafik des Spiels vor ihrer Überarbeitung bzw. Neugestaltung definitiv die Bessere, weil Übersichtlichere war. Ist man dann ein wenig mit dem Spielmaterial vertraut, fallen diese Punkte aber nicht mehr so stark ins Gewicht. Es gibt verschiedene Strategien, die dazu einladen, ausprobiert zu werden und durch den stetigen Mangel an Gebäuden entsteht ein reizvoller Druck, das Beste aus der jeweiligen Situation machen zu wollen. Hat man jedoch die falschen Spielpartner, kann Constantinopolis schnell zu einer Grübelarie ausarten. Zudem spielt jeder auf seinem Tableau separat vor sich hin, wirkliche Interaktion kommt nur durch das gegenseitige Wegschnappen von Gebäuden auf.

Spieletester

23.06.2011

Fazit

Unter dem Strich ist Constantinopolis ein gut funktionierendes und solides Wirtschaftsspiel, welches man guten Gewissens auch interessierten und ambitionierten Familienspielern empfehlen kann. Die Spieldauer ist angemessen und der Spielspass wächst mit steigender Teilnehmerzahl - solange allerdings keine Grübler am Spieltisch sitzen.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Preis: 45,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2010
Grafiker: Alberto Celetti
Genre: Wirtschaft
Zubehör:

Spielregel, Spielplan, 5 Spielertafeln, 106 Auftragskarten, 22 Schiffskarten, 5 Marktkarten, 68 Gebäudeplättchen, 85 Münzplättchen, 90 Güterwürfel, 20 Handelsposten, 15 Spielsteine

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