First Class

„Alles einsteigen, der Zug Richtung Orient fährt ab!” Die Abteile der ersten Klasse befinden sich am Ende des Zuges, weit weg von der qualmenden Dampflok. Mit etwas Glück kann man vorne in der Holzklasse gratis fahren, weil der Schaffner es nicht bis dorthin schafft. Aber lassen wir uns überraschen, wie die Reise diesmal verläuft.

Vor dem Start

Bevor es losgeht, müssen wir uns entscheiden, mit welchen Modulen wir spielen wollen. Fünf von ihnen sind dem Spiel beigepackt, zwei davon kommen jeweils zum Einsatz. Die entsprechenden Aktionskarten werden in die Stapel eingemischt, so ergeben sich drei Decks aus je vierzig Karten.

Egal, mit welchen Decks man spielt: Jeder Spieler hat zwei Züge. Diese bestehen anfangs aus je einem ganz einfach eingerichteten Waggon. Von der persönlichen Wegstrecke nach Konstantinopel ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel bekannt.

Los geht's, Türen schließen!

In jeder Runde liegen achtzehn Aktionskarten in drei Reihen aus. Beginnend beim Startspieler wählt man reihum eine Karte aus und führt die aufgedruckte Aktion aus. Sind aus einer Reihe so viele Karten entnommen wie Spieler teilnehmen, wird der Rest der Reihe entfernt. Somit bekommt jeder Spieler genau drei Aktionskarten.

Welche Aktionen gibt es? Zum Beispiel kann man die Route nach Konstantinopel planen, dies bringt einmalige Punkte und mitunter mehrfach Boni - Aber nur, wenn meine Lok bis zum Spielende bis dorthin kommt! Also gibt es eine weitere Aktionsmöglichkeit: Lok bewegen. Die Lok benötigt natürlich Waggons, diese anzuhängen ist ebenfalls durch Aktionskarten geregelt. Neue Waggons bieten nur die Basisausstattung, wofür Fahrgäste natürlich nicht viel bezahlen. Zum Glück gibt es die Möglichkeit des Waggonausbau, der den Wert steigert. Aber der schönste Waggon und alle Fahrgäste helfen nichts, wenn kein Schaffner zum Abkassieren da ist! Also gibt es die Möglichkeit, die Schaffner durch die Züge laufen zu lassen. Weitere Aktionsmöglichkeiten sind Geld kassieren, Aufträge nehmen (die man auch später erfüllen darf), Mechaniker einstellen, Gepäck verladen, Startspieler werden, Spielendekarte nehmen ... Je nach Modul variieren die Aktionsmöglichkeiten.

Außerdem kann man jederzeit sein gesammeltes Geld benutzen, um Sonderaktionen (Waggon kaufen, Spielendekarte kaufen, Lok bewegen, Schaffner bewegen, Geld in Punkte tauschen) durchzuführen. Die Lage der Münzen auf dem Spielertableau bestimmt, welche dieser Aktionen ich durchführen darf. Manchmal ergeben sich Aktionen aber auch als Folge meines Tuns, etwa wenn ich viele Waggons baue. Automatisch bekomme ich dann etwa einen Postwaggon (mit Bonusaktion) oder eine Lokomotive an der Spitze meines Zuges (mit Bonusaktion und ggf. Zusatzpunkten bei der Wertung). Erreicht mein Schaffner die Lok, kann mir das tüchtig Zusatzpunkte bringen.

Nächster Halt: Irgendwo im Nirgendwo

Hat jeder Spieler seine drei Aktionskarten, werden die nächsten achtzehn Aktionskarten ausgelegt. Doch halt! Bevor Karten von einem neuen Stapel genommen werden, gibt es eine Wertung.

Zuerst erhalte ich die Boni für jene Städte, die meine Lok besucht hat. Diese Boni sind im Grunde die bereits bekannten Aktionen Geld oder Waggons nehmen, Waggons ausbauen, Lok oder Schaffner bewegen. Danach wird ausgewertet, wo meine Schaffner in den Zügen stehen. Alle bereits besuchten Waggons werfen ihren Wert in Form von Punkten ab.

Endstation Konstantinopel, bitte alle aussteigen

Ist der dritte Stapel durchgespielt, endet das Spiel. Zusätzlich zur beschriebenen Wertung erfolgt nun die Endwertung. Übriggebliebenes Geld zählt Punkte (wenn man es nicht jetzt noch rasch in Aktionen umwandelt), außerdem bringen die Spielendekarten Punkte für jede Aktionskarte der entsprechenden Kategorie, die man im Lauf des Spiels gewählt hat. Wer in der Addition die meisten Punkte erhalten hat, darf sich über den Sieg freuen.

Die Module

Das Spiel wird mit fünf Modulen ausgeliefert, weitere sollen kommen. Sie geben in ihrer Kombination dem Spiel jedes Mal ein neues Gesicht. Einmal gibt es zum Beispiel Aufträge zwischen den Aktionskarten. Das nächste Mal werten Berühmtheiten und Postkarten eure Waggons bzw. Streckenwahl auf. Dann gibt es natürlich den Mord im Orientexpress, den ihr aufklären möchtet. Fahrgäste und Gepäck können für zusätzliche Punkte oder zusätzliches Geld sorgen. Und dann gibt es noch Weichen- und Mechanikerkarten, die zwischen den beiden Zügen abgelegt werden und für Bonusaktionen sorgen.

Spieletester

14.05.2017

Fazit

Eisenbahnen waren schon immer ein beliebtes Thema für Gesellschaftsspiele. Der Hans im Glück-Verlag hat nach 1835 und Russian Railroads (plus Ablegern) nun das dritte Spiel mit dieser Thematik im Sortiment. Ist das schlecht? Keinesfalls. Im vorliegenden Fall ist es sogar ausgesprochen gut gelungen! Schon beim Auspacken stellt man fest, dass man ein qualitativ hochwertiges Spiel in Händen hält. Alle Aktionskarten haben sowohl vorne als auch hinten Sortierhilfen, sowohl für die Zugehörigkeit zu den Spielphasen als auch für Modulzugehörigkeiten. Die Spielanleitung ist umfangreich, dafür mit vielen Beispielen und bis ins letzte Detail erklärend.

Viele Wege füren zum Spielziel bzw. -sieg. Aber welcher ist der gewinnbringendste? Ich konnte bislang keinen bevorteilten Weg finden. Viel Strecke zu bauen kann ebenso wertvoll sein wie auf einen langen Zug oder wertvolle Waggons zu setzen. In jedem Fall ist einer der Knackpunkte, dass man durch seine Aktion viele Bonusaktionen auslöst.

Neben dem eigenen Vorteil sollte man stets die Mitspieler im Auge haben. Es ist extrem wichtig zu schauen, welche Karten in der Auslage liegen. Was benötige ich, welche Aktion könnte jemand anderer sehr gut brauchen? Man muss stets im Hinterkopf behalten, dass die Reihen nach einer bestimmten Anzahl von gewählten Aktionen abgeräumt werden! Zu zweit hat man als in Spielerreihenfolge hinten sitzender nicht so viele Nachteile, aber zu viert kann es sehr weh tun. Sich den Startspieler zu krallen kann manchmal zum notwendigen Übel werden. Das Spiel hat aber auch eingebaute Mechanismen, um gewisse Strategien nicht übermächtig werden zu lassen. So sind etwa die ersten Lokkarten relativ wenig wert, da man mit ihnen ja viele Punkte in Konstantinopel holen kann.

Alles in allem ist First Class ein ausgezeichnetes Spiel, das sich durch einfache Regeln und enorme Spieltiefe auszeichnet. Sein wir gespannt, welche Erweiterungen die Zukunft bringen wird! Ich tippe ja darauf, dass First Class jene Lücke im Portfolio füllen soll, die durch den Verlagswechsel von Dominion entstanden ist.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • einfache Spielregeln
  • viele strategische Möglichkeiten
  • tolle Ausstattung
  • erweiterbar

Minus

  • Spielanleitung wechselt manchmal von „ihr” auf „du”, was kurz Verwirrung stiften kann

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 20 Minuten
Preis: 35,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Hans im Glück
Autor: Helmut Ohley
Grafiker: Michael Menzel
Zubehör:

94 Waggonkarten
16 Postwaggonkarten
72 Aktionskarten
21 Spielendekarten
12 Schaffnerfiguren
4 Lokomotiven
24 Holzwürfelchen
48 Münzchips
8 Lokomotivplättchen
1 Konstantinopelplättchen
4 Spielertableaus
1 Startspielerplättchen
1 Startspielerfigur
1 Spielanleitung

Spielmodule A-E, bestehend aus
120 Aktionskarten
4 Mörderkarten
26 Beweischips
1 Modulanleitung

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