Terraforming Mars

Wir schreiben das Jahr 2315. Die Erde ist überbevölkert und die Ressourcen nahezu aufgebraucht. Der Menschheit bleibt als einzige Option nur die Expansion in die weiten des Alls. Aus den einst global agierenden Unternehmen wurden interstellare Großkonzerne, die bereits erste Kolonien auf dem Mars errichtet haben. Die Weltregierung hat daher beschlossen alle verfügbaren Mittel bereitzustellen, um die Zukunft der Menschheit zu sichern. Projekt „Terraforming Mars” wird ins Leben gerufen und die Großkonzerne wittern ihre Chance auf lukrative Aufträge und unermessliche Gewinne.

In Terraforming Mars übernehmen ein bis fünf Spieler die Rolle eines dieser Konzerne, die an diesem gigantischen Projekt mitwirken und ihre speziellen Fähigkeiten gewinnbringend einsetzen möchten. Es wird in Projekte investiert, die im späteren Spielverlauf umgesetzt werden können und so das Terraforming vorantreiben. Nicht alle Projekte haben eine direkte Auswirkung auf den Prozess des Umformens der Atmosphäre, einige zielen auch darauf ab, den Mitbewerber an der Umsetzung seiner Projekte zu hindern. Das Spiel endet, wenn die drei wichtigsten Terraforming-Werte Temperatur, Sauerstoff und Wassergehalt erreicht sind und die Atmosphäre des roten Planten von einer lebensfeindlichen, in eine für den Menschen erträgliche Umgebung verwandelt wurde. Am Ende rechnen die Konzerne ab. Wer den meisten Profit erwirtschaftet hat, gewinnt.

Hört sich zunächst nach einer Wirtschaftssimulation an, ist es auch, aber mit ganz viel (Mars-) Atmosphäre.

Das Spiel

Beim Auspacken fallen sofort die verschiedenen Spielsteine auf, die in einer nahezu unendlichen Anzahl vorhanden sind. Das sehr übersichtliche Spielbrett zeigt eine detaillierte Marsoberfläche. Die 208 Spielkarten verkörpern in anschaulicher Weise die Projekte in die, die Spieler investieren können um das Terraforming zu betreiben. Die Ressourcen, die jeder Konzern produziert und auf Lager hält, werden auf eigenen Spielertableaus festgehalten.

Die Hex förmigen Pappmarker stellen verschiedene Möglichkeiten dar die Marsoberfläche mit Flüssen, Wäldern, Städten und Sonderzonen, wie Naturschutzparks oder atomaren Sperrgebieten zu kultivieren.

Der Spielablauf

Zum Spielstart wählen die Spieler ihren Konzern, bekommen ihr Startguthaben, ziehen 10 Projektkarten und justieren ihre Produktion.

Danach durchlaufen die Spieler in jeder Runde folgende Phasen: Startspielerwechsel, Forschung, Aktionen und Produktion.

Zu Beginn jeder neuen Runde wechselt der Startspieler im Uhrzeigersinn und der Rundenmarker wird um ein Feld weiter gezogen. Der Rundenzähler ist in diesem Fall nicht einfach eine Rundenanzeige. Da der Terraformingprozess ein äußerst langwieriger ist, werden die Runden in Generationen gemessen.

In der Forschungsphase zieht jeder Konzernchef vier neue Projektkarten vom gemeinsamen Projektstapel. Jetzt muss entschieden werden, in welche zukünftigen Projekte investiert werden soll. Für jede Karte, die behalten wird, müssen drei Megacredits bezahlt werden. Investitionen beim Terraforming können nicht mehr in Milliarden ausgedrückt werden, daher wurde die neue Währungsbezeichnung eingeführt, abgekürzt mit M€.

Nach der Forschungsphase folgt die Phase in der die Konzerne ihre Projekte und Megacredits einsetzen um den Mars zu terraformieren, die Produktion erhöhen und ihre Einnahmen steigern.

Der aktive Spieler führt ein bis 2 Aktionen aus, danach der nächste usw., solange bis alle gepasst haben.

Hauptsächlich werden die Projektkarten genutzt, die jeder Spieler auf der Hand hält. Um diese spielen zu können, müssen die Voraussetzungen in der Marsatmosphäre erfüllt sein und die Kosten bezahlt werden. Meistens sind die Projekte mit Megacredits zu bezahlen. Je nach Projektart ist es auch möglich die Kosten mit produzierten Rohstoffen, wie Stahl oder Titan zu bezahlen.
Die oben erwähnten atmosphärischen Voraussetzungen sind der Sauerstoffwert, Temperatur und Wassergehalt. Einige Projekte können nur gespielt werden, solange der angegebene Sauerstoffgehalt nicht überschritten wird, andere Projekte können erst realisiert werden, wenn die Mindesttemperatur erreicht wurde.

Alternativ können auch Standardprojekte gespielt werden. Diese sind teuer und wenig effektiv, können allerdings genutzt werden um die eigene Aktionskette hinaus zu zögern.

Temperatur und Sauerstoffgehalt können über die von den Spielern produzierten Ressourcen beeinflusst werden. Die Produktion von Pflanzen und das Aussäen in entsprechender Menge auf der Marsoberfläche trägt dazu bei den Sauerstoffgehalt zu steigern. Gleichzeitig ist jedes bepflanze Feld auf der Marsoberfläche einen Siegpunkt wert. Die Produzierte Wärme wird zur Erhöhung der Temperatur genutzt. Wasser kann hauptsächlich über aufwändige Projektkarten auf die Marsoberfläche gebracht werden.

Jedes Mal, wenn einer dieser drei globalen Parameter erhöht wird, steigt auch der Terraforming-Wert des Konzerns, welcher gleichzeitig das Grundeinkommen, als auch die Basis der Siegpunkteberechnung ist.

Die eigene Produktion wird ebenfalls über die Projektkarten gesteuert, wobei nicht immer die Produktion erhöht wird. Manchmal ist es erforderlich Ressourcen umzuleiten, was bedeutet dass in einem Bereich die Produktion gedrosselt wird um sie an anderer Stelle zu erhöhen.

In der Produktionsphase werden Ressourcen generiert, die der eigene Konzern produzieren kann. Stahl, Titan, Pflanzen, Energie und Wärme haben je eine eigene Anzeige für das Produktionsvolumen. Megacredits werden auf zwei Arten produziert. Einmal über die Produktionsleiste am Spielertableau und über den Terraforming Wert.

Sind diese 4 Phasen abgeschlossen, endet auch die aktuelle Spielrunde und die nächste beginnt mit dem Wechsel des Startspielers.

Spieletester

15.04.2017

Fazit

Das Spielprinzip von Terraforming Mars ist sehr eingänglich und schnell erklärt: Es werden Karten gezogen, man prüft,  welche Karten man mit seinem aktuellen Budget sinnvoll einsetzen kann und managed in kleinem Rahmen seine Ressourcen über die Karten, mit denen man gleichzeitig auch um Siegespunkte mitspielen muss.

Klingt sehr trocken, ist es aber bei weitem nicht.

In diesem Spiel steckt viel Liebe zum Detail. Das macht sich bereits beim Auspacken bemerkbar. Die Landkarte zeigt eine vollständige Ansicht des Mars. In der Mitte ist die Gegend um den „Grand Canyon des Mars”, die Valles Marineris (4000km lang, 700km breit und bis zu 7km tief) zu sehen. Über die ganze Karte verteilt finden sich ausschließlich Originalbezeichnungen der Ebenen, Hügelketten und bekannten Orte, z.B. Noctis Labyrinthus oder die Zone der ersten erfolgreichen Marslandung, die Viking Landestelle.

Die Spielermarker, die als Besitz- und Produktionsstandanzeiger verwendet werden, sind färbig und durchsichtig. Dieses kleine Detail hat mich am meisten fasziniert, da es das Ablesen des aktuellen Produktionswertes durch den Marker ermöglicht.

Die Ressourcenmarker kommen in drei verschiedenen Größen und in den Farben Bronze, Silber und Gold. Die Beschichtung verleiht den Würfeln ein hochwertiges aussehen, leider beginnt sich die Beschichtung an den Kanten abzulösen. Das wiederum stört ein wenig den Gesamteindruck.

Wie zu Beginn des Fazits bereits erwähnt, steckt in diesem Spiel viel Liebe zum Detail. Das spiegelt sich auch in den 208 Projektkarten wider. Jede Karte zeigt ein einzigartiges Projekt. Damit ist gewährleistet, dass jedes Spiel anders ist und die Spieler sich nicht von Beginn an auf eine Strategie festlegen können, sondern immer auf die gezogenen Projekte regieren müssen.

Die Karten enthalten auch einen passenden Hintergrundtext, der das Projekt erklärt und somit zu einer sehr stimmungsvollen Atmosphäre beiträgt. Man bekommt fast den Eindruck, dass die Projektbeschreibungen aus den geheimen Missionsplänen der NASA stammen, da diese wenig utopisch wirken. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass diese durchaus funktionieren können.

Das Spiel gestaltet sich sehr ausgeglichen. Bei meinen Testspielen hat sich der Spielsieg immer durch wenige Punkte Differenz entschieden. Wie in der Rezension bereits beschrieben, wird der Hauptanteil der Siegespunkte laufend protokolliert, da er das Basiseinkommen darstellt. Die Siegespunkte für Grünflächen, Städte und Projekte werden erst am Spielende hinzuaddiert. Dadurch kann der Sieger in der laufenden Runde kaum vorhergesagt werden.

Ein Beispiel dazu:

In einem Testspiel ist es mir gelungen, den Spielsieg mit vier Punkten Vorsprung zu erringen, obwohl ich mich kaum am Terraforming Prozess beteiligt habe. Vor der endgültigen Siegespunkte Berechnung lag ich auf dem letzten Platz mit 12 Punkten Rückstand auf Platz eins. Diesen Rückstand aufzuholen gelang mir, da ich mich das ganze Spiel über auf Projekte konzentriert habe, die erst am Schluss Siegespunkte bringen.

Dieser Punkt begeistert mich am meisten bei diesem Spiel, da es bis zum Schluss spannend bleibt. Die hervorragende Balance in diesem Spiel verhindert, das sogenannte „Run Away Leader” Problem (einem Spieler, der in Führung liegt, ist der Spielsieg kaum noch zu nehmen).

Die Interaktion zwischen den Spielern beschränkt sich lediglich auf das gelegentliche, freiwillige, Zerstören von Ressourcen. Klingt nicht nach viel, kann den Spieler jedoch massiv in der Ausführung seiner Aktionen behindern.

Das Spiel eignet sich auch hervorragend in der Solo variante. Auch in diesem Fall ist das Spielziel Umformung des Mars, aber mit einer Zeitbegrenzung von 14 Generationen. Das ist nicht sonderlich schwer, daher spielt man hier um den eigenen Highscore aus der vorigen Solopartie zu brechen.

Zusammengefasst ist dieses Spiel mit seiner Ausstattung, Spielmechanik und Atmosphäre ein echtes Highlight in jeder Spielesammlung. Es ist schnell erklärt, lässt sich in einer annehmbaren Zeit von ca. 2 - 2,5h spielen und erzeugt das Gefühl, als wäre man ein Konzernchef, der die Entscheidungen über die zu realisierten Projekte trifft und den Mars bei seiner Umformung beobachtet. Abzüge gibt es leider für die Qualität der Ressourcenmarker aus den oben beschriebenen Gründen.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Hervorragende Spielmechanik
  • tolle haptische Ausstattung
  • 208 individuelle Projektkarten
  • Taktischer Tiefgang

Minus

  • Qualität der Ressourcenmarker
  • wenig Interaktion zwischen den Spielern

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Besucherkommentare

Meradanis | 18.04.2017

Das Spiel an sich ist fantastisch, ich stimme dem Rezensenten voll und ganz zu. Definitiv mein meistgespieltes und liebstes Spiel bisher im Jahr 2017. Die Qualität der Ressourcenmarker hat mich ehrlich gesagt überhaupt nicht gestört, ich finde es hat sogar einen gewissen Charme, dass sich die Kanten mit der Zeit abnutzen. Das passt thematisch sehr gut zum lebensfeindlichen Mars mit seinen Staubstürmen und extremen Temperaturen, denn dort würde eine neue technische Anlage nach kurzer Zeit wohl ebenfalls arg mitgenommen aussehen. Viel schlimmer empfinde ich eigentlich die Spieler-Tableaus: Dünne Pappe ohne irgendwelche Vertiefungen, um die farbigen Spielemarker zu sichern. Ein kleiner Tischwackler oder Stoß an dem Tableau und schon weiß niemand mehr, wie viel Produktion er genau hatte. Ich habe mir da ganz schnell von BrokenToken ein Holzinlay für die Box besorgt welches auch 5 neue Spielertableaus enthält, bei denen nichts verloren gehen kann.

Galiier100 | 18.12.2020

Spiel absolut sensationell (wer diese Art Spiele mag, es ist ein Engine-Builder habe ich gelernt), und bis zum Schluss spanned. Interessant auch dass unsere Spiele zum teil sehr unterschiedlich lang verlaufen sind. Richtig grosser Mist sind die Tableaus. Dort muss man Einnahmen legen, und Marker auf Zählleisten platzieren. Mein Sohn, mit dem ich das gerne spiele, hat ADHS, und ich kann nur sagen zu den normalen Herausforderungen kommen dann endlose Diskussionen wo denn die Spielmarker waren vor jemand an den Tisch gestossen ist. Hat da jemand eine Kösung? An ein Board mit Vertiefungen hatte ich auch schon gedacht - das sollte in der nächsten edition von Terraforming Mass definitiv drei sein, das Spiel ist ja nicht gerade ein Schnäppchen.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 bis 120 Minuten
Preis: 60,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Grafiker: Isaac Fryxelius
Genre: Wirtschaft
Zubehör:

1 Regelheft
1 Spielbrett
5 Spielertableaus
17 Konzernkarten
208 Projektkarten
8 Übersichtskarten
200 Transparente Kunststoffwürfel in 5 verschiedenen Farben
200 Ressourcenmarker in den Farben Gold, Silber und Kupfer
3 weiße Spielbrettmarker
9 Ozeanplättchen
60 doppelseitige Grünflächen-/Städteplättchen
11 Spezialplättchen
1 Startspielermarker

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