Strasbourg

"Strasbourg" ist die französische Schreibweise für die uns unter dem Namen Straßburg bekannte Stadt im Elsass. Zahlreiche europäische Einrichtungen haben heute dort ihren Sitz, aber auch früher schon nahm Straßburg eine wichtige Rolle ein: die eines Handelszentrums. Nicht umsonst wurde Straßburg schon kurz nach Christi Geburt durch eine Straße mit der Handelsstadt Augsburg verbunden. Im Spiel Strasbourg begeben wir uns in eine Zeit blühenden Handels, als die Arbeit von tüchtigen Handwerkern noch zu schätzen gewusst wurde. Darum hatten, neben Adel und Kirche, die Gilden ein tüchtiges Wort im Stadtrat mitzureden. Wer es schafft alle Gruppen gut zu vertreten, wird am Ende das meiste Prestige gesammelt haben.

Vor uns wird ein Spielplan ausgebreitet, der in drei große Bereiche unterteilt werden kann: Stadt (mit Stadtmauer), Stadtrat und Ablage für die Rundentafeln. Weiterer Raum steht für die Vorräte an Waren, Privilegien und Münzen zur Verfügung. Umkränzt wird all das von einer Wertungsleiste. Die Rundentafeln werden in zufälliger Reihenfolge aufgelegt, jeder Spieler bekommt Münzen im Wert von 5, einen Sichtschirm, all seine Spielfiguren, Einflusskarten und den Prestigemarker.

Erste Aktion einer Partie Strasbourg: Jeder Spieler bekommt fünf Aufgabenkarten zugeteilt. Welche und wie viele er oder sie davon behält, bleibt dem Spieler überlassen. Wichtig zu wissen: Erfüllte Aufträge bringen am Spielende die darauf abgedruckte Punktezahl. Nicht erfüllte Aufträge bringen jeweils drei Minuspunkte.
Für Spielanfänger ist diese Phase von Strasbourg die schwierigste. Viel zu wenig ahnt man, wie die vielen kleinen Rädchen ineinandergreifen, welche Aufträge miteinander harmonieren,... Das aber nur als kleine Info am Rande.

Starten wir also in die erste von fünf Runden, jede Runde verläuft nach demselben Schema: Zuerst muss man Karten vom eigenen Stapel der Einflusskarten ziehen. Nach jeder Karte kann man entscheiden, ob man eine weitere Karte aufnehmen möchte oder mit den bisher genommenen Karten in die Runde geht. Mit den 24 Einflusskarten muss man für alle Runden sein Auslangen finden; zurück gibt es nur selten was, mehr dazu später.
Anschließend teilt man die Karten in beliebig viele Stapel. Im Extremfall kann man alle Karten zu einem einzigen Stapel zusammenfassen (was aber so gut wie nie vorkommt), oder jede Karte zu einem eigenen Stapel erklären (dies passiert immer wieder mal). All dies geschieht so, dass die Mitspieler die Kartenwerte (diese gibt es von 1 bis 6 je vier Mal für jeden Spieler) nicht sehen können.

Haben alle Spieler ihre Vorbereitungen getroffen, geht es in die erste Auktionsphase. In dieser geht es um zwei ganz wichtige Ämter im Stadtrat: jenes des Adels (das bestimmt später den Ort des Gebäudebaus) und jenes der Kirche (entscheidet später beim Bau einer Kapelle über deren Bauplatz).
Die Phasen zwei, vier und sechs sind jeweils zur Beeinflussung einer Gilde da. Phase drei, fünf und sieben beeinflussen die Kaufleute.
In Phase acht und neun werden eine Kapelle und ein Gebäude errichtet. Diese beiden Aktionen werden nicht extra versteigert, sondern sind durch den Ausgang von Phase eins bestimmt.

Alle Auktionen laufen so ab, dass der Startspieler zuerst ein Gebot abgibt. Als Gebot deckt er einen seiner Stapel auf, der Wert der Karten ist sein Gebot. Reihum kann jeder andere Spieler ebenfalls ein Gebot machen. Bei gleich hohen Geboten gilt jenes als höher, das zuerst gespielt wird. Niemand ist verpflichtet ein Gebot abzugeben, man darf auch passen.
Wer den höchsten Wert bietet, erhält sofort den Startspielerstein und darf eine Aktion durchführen. In Phase eins ist das die Besetzung des Adelsfeldes im Stadtrat, bei zwei/vier/sechs die Besetzung des entsprechenden Gildenfeldes. Bei den Gilden kommt hinzu, dass man ein Warenplättchen der Gilde bekommt und eine Figur (gegen Bezahlung) in deren Stadtviertel stellt. Bei den Kaufleuten darf man gesammelte Warenplättchen verkaufen, in Phase sieben zusätzlich das Kaufmannsfeld im Stadtrat besetzen.
Manche Phasen bescheren auch den zweitplatzierten Spielern eine Aktion; so etwa in Phase eins, wo das Stadtratsfeld der Kirche in Besitz genommen wird. Aber auch bei den Gilden ist ein zweiter Platz nicht so schlecht, da man sowohl ein Warenplättchen bekommt als auch eine Figur setzen darf. Sogar Drittplatzierte werden bei den Gilden bedacht, sie dürfen entweder ein Warenplättchen nehmen oder eine Figur einsetzen.
Für all jene die zwar bieten aber keine Aktion bekommen, gibt es ein Trostpflaster: Man darf eine Karte vom eingesetzten Kartenstapel unter den Vorratsstapel zurücklegen.

Am Ende der Runde gibt es eine Wertung: Jede Figur im Stadtrat zählt einen Prestigepunkt. Wer die Mehrheit hat, darf sich zusätzlich über ein Privileg freuen. Dieses kann später eingesetzt werden, um bei einer Versteigerung die Gebotsabgabe hinauszuzögern.
Nicht benutzte Kartenstapel muss man abgeben. Die nächste Runde beginnt wieder mit dem Ziehen von Karten.

Auf diese Weise werden fünf Runden gespielt. Danach gibt es eine Wertung, in der alle Figuren in der Stadt abgerechnet werden. Grundwert der Figuren ist eins, durch angrenzende Bauwerke und Kapellen kann der Wert aber deutlich gesteigert werden. Hinzu kommen Punkte für nicht eingesetzte Privilegien und natürlich die bereits angesprochenen Punkte für erfüllte Aufträge. Welche Aufträge gibt es? Zum Beispiel "besitze mindestens sechs Figuren an der Stadtmauer", "stehe mit wenigstens zwei Figuren an einem bestimmten Bauwerk", oder "besitze am Spielende mindestens drei Warenplättchen".
Es gewinnt, wie könnte es anders sein, der Spieler mit den meisten Prestigepunkten. Im Falle eines Gleichstandes gewinnt der Spieler mit mehr Figuren in der Stadt.

Spieletester

20.07.2011

Fazit

Strasbourg hat uns sehr gut gefallen. Das Spiel stellt einen hohen taktischen Anspruch, bietet kaum Wartezeiten und ist in sich stimmig. Einziger Kritikpunkt den ich habe: Die Covergrafik. Als ich an einem Spieleladen vorbeiging und Strasbourg das erste Mal sah, dachte ich "Oh Gott, welchen vergilbten Ladenhüter haben sie denn da in die Auslage gestellt..."; bis ich merkte, dass es das nagelneue Strasbourg war. Im Spiel gibt es viele Zusammenhänge, die man beim Studium der gut geschriebenen Anleitung nicht annähernd erahnt. Die ersten zwei Partien sind als Einstieg und Probierphase zu sehen; was es schwierig macht, Strasbourg in einer gemischten Runde von ausgekochten Profis und blutigen Anfängern zu spielen. Einfach zu sagen "Spielen wir eine Proberunde!" ist nur bedingt sinnvoll, da sich einige Abhängigkeiten erst bei der Schlusswertung zeigen. Eine komplette Partie zu spielen und dann noch eine anzuhängen ist auch nicht jedermanns Sache, zumal ist die Spieldauer mit etwa 90 Minuten (bei voller Besetzung eher mehr, bei kleiner Runde etwas weniger) zu lang dafür ist. Vorsicht wenn man Leute am Tisch sitzen hat, die gerne über jede Aktion lange nachdenken! Das kann man bei Strasbourg nämlich vorzüglich tun, wodurch Partien auf 150 Minuten gedehnt werden können. Strasbourg ist in jedem Fall eine Empfehlung wert. Zielgruppe sind Personen, die gerne komplexe, taktische Spiele mit einer kleinen Prise Glück spielen. Nicht umsonst landete es bei der Auszeichnung "Kennerspiel des Jahres" im Jahr 2011 unter den Top 3.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Egon | 08.02.2012

UiUiUi
Das sieht ja schon komplex aus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2011
Verlag: Pegasus Spiele
Autor: Stefan Feld
Grafiker: Alexander Jung
Genre: Taktik
Zubehör:

1 Spielplan, 5 Sichtschirme, 75 Spielfiguren, 5 Prestigemarker, 1 Startspielerstein, 1 Rundenstein, 5 Kapellen, 120 Einflusskarten, 25 Aufgabenkarten, 5 Übersichtskarten, 10 Privilegien, 30 Warenplättchen, 5 Bauwerkplättchen, 5 Rundentafeln, 40 Münzen, 1 Übersichtsblatt, 1 Spielregel

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