Herr der Ziegen

In vielen Rezensionen wird „Herr der Ziegen“ mit Kupferkessel Co. vom gleichen Autor verglichen. Leider habe ich zweitgenanntes Spiel bisher nicht testen können und kann mir somit keinen Vergleich erlauben. In diesem Sinne dreht sich in dieser Rezension wirklich alles nur um verschiedene Arten von Ziegen, welche einen gemeinsamen Herrn suchen.

Dreh- und Angelpunkt in diesem Spiel sind die 90 Ziegenkarten, auf welchen 18 verschiedene Ziegenarten jeweils mit der Wertigkeit von 1 bis 5 dargestellt sind. Michael Menzel, mittlerweile zum Haus- und Hofgrafiker der Brettspielindustrie avanciert, gestaltete diese Ziegen zum Glück nicht mit seiner Zuckergussgrafik a la des neuen Covers von Dominion, sondern in einem prägnanten Comicstil. Da begegnen uns Elvis-Ziegen, Braveheart-Ziegen, Napoleon-Ziegen oder gar die ziegischen Blues Brothers. Es gibt also immer wieder etwas zu entdecken und nicht selten prustet einer der Mitspieler mitten im konzentrierten Spielen aller Beteiligten einfach los. Moment Mal, konzentriertes Spielen? Ja, ganz genau, denn was sich am Anfang so als einfaches Fun-Spiel einschleichen will, hat es faustdick hinter den Ohren.

Zu Spielbeginn werden je nach Spieleranzahl einige Ziegenarten und sonstige Karten aussortiert. Aus dem Rest wird eine offen ausliegende Weidelandschaft im Raster von 7x7 Karten ausgelegt. Alle verbleibenden Karten bilden einen verdeckten Nachziehstapel. Auf der Weidelandschaft tummeln sich nicht nur die Ziegenarten, sondern auch Hütehunde und Milchcocktails. Zudem erhalten alle Mitspieler je einen Heimatstall, welche nach einem vorgegebenen Schema, nach Anzahl der Spieler unterschieden, auf der Weidelandschaft positioniert werden. Das Ziel des Spieles klingt relativ einfach: Mehrheiten bei den einzelnen Ziegenarten sammeln, mit den Hütehunden Schafe zum eigenen Heimatstall treiben und durch eingesackte Milchcocktails ebenfalls Punkte sammeln.

Doch wie funktioniert das Spiel nun im Einzelnen? Zu Beginn erhält jeder Mitspieler verdeckt zwei Handkarten (hier sollte darauf geachtet werden, dass keine Hunde- oder Milchcocktailkarten dabei sind), eine große Holzziege und zehn kleine Holzziegen. Die große Ziege wird, außerhalb des Spielfeldes, am Stall positioniert. Nun kann eine der Handkarten ausgespielt werden und bleibt direkt vor dem Spieler liegen. Die große Holzziege wird um den ausgespielten Punktwert im Uhrzeigersinn um das Feld bewegt. Aus der Reihe, vor welcher die Ziege stehen geblieben ist, kann sich der Spieler eine neue Karte auswählen und seine Kartenhand wieder auf zwei auffüllen. Die auf dem Spielfeld entstandene Lücke wird, solange möglich, mit Karten vom Nachziehstapel geschlossen. Ziel ist es, möglichst rasch Mehrheiten einer Ziegenart vor sich ausliegen zu haben. Dies kann zum einen durch den Gesamtwert „Acht“ oder durch das Ausliegen von insgesamt vier Karten einer Ziegenart erreicht werden. Hier wirkt die Anzahl der ausliegenden Karten als Tie-Breaker. Sollte ein Spieler eine Mehrheit erreichen, müssen alle anderen Spieler ihre ausliegenden Karten dieser Ziegenart ablegen. Noch oder zukünftig auf dem Spielfeld ausliegende Karten dieser Art werden mit den kleinen Ziegen des Spielers markiert und bringen die Punkte, um welche es in der Endabrechnung geht, denn mit kleinen Ziegen markierte Karten dürfen von den Spielern nicht mehr aufgenommen werden. Statt einer Ziege kann auch ein Hütehund ausgespielt werden. In diesem Fall bleibt die große Ziege einfach stehen und wird nicht weiterbewegt. Wird ein Hütehund ausgespielt, kann er versuchen, durch Austauschen der Ziegenkarten innerhalb einer Reihe, seine Ziege direkt neben seinen Stall zu bekommen, denn so verdoppeln sich deren Punkte. Ausgespielte Milchcocktails bringen einfach nur die aufgedruckten, wenigen Punkte, dafür aber ohne zusätzliche Anstrengungen.

Das Spiel endet, wenn zum einen der Nachziehstapel verbraucht und darüber hinaus der aktuelle Spieler die letzte Karte aus einer Reihe aufnimmt oder wenn er, wegen der vielen kleinen Holzziegen, keine Karte mehr aufnehmen kann. Nun werden alle erreichten Ziegen-Siegpunkte auf der Weide zusammengezählt. Karten auf der Hand oder in der Auslage zählen nicht. Dazu kommen noch Punkte für den Ersten oder Zweiten in der Wertung der meisten Milchcocktails. Logischerweise gewinnt der Spieler mit den meisten erreichten Punkten.


Spieletester

01.06.2009

Fazit

Das Spiel ist insgesamt sehr tricky. Ständig gilt es abzuwägen, inwieweit die eigene Strategie verfolgt oder dem vermeintlich Führenden in die Suppe gespuckt werden soll. Zusammen mit dem grafischen Comic-Charme der Karten und der recht kurzen Spieldauer ergibt sich aber ein schönes Spiel. Die Regel ist sehr ausführlich geschrieben und mit Beispielen versehen, wirkt dadurch allerdings auch ein wenig lang, als auch trocken und schreckt somit Gelegenheitsspieler eher ab, als diese zum Spielen zu animieren. Zudem sollte man durchaus eine Proberunde einplanen, damit man mögliche Spielzüge verinnerlicht und Zugang zu den Feinheiten des Spiels gefunden hat. Subjektiv unangenehm fand ich lediglich die Materialstärke der ausliegenden Karten, welche recht dünn ausgefallen ist. Hier wären dickere Kartonkarten wegen des ständigen Aufnehmens und Ablegens durchaus angeraten gewesen. 
Unabhängig davon erhalten die Spieler ein stimmiges Mehrheitsspiel für zwischendurch oder mehrere Partien nacheinander, welches sich sowohl an Familien- als auch an Gelegenheitsspieler wendet.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 40 Minuten
Preis: 20,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2008
Verlag: Amigo
Grafiker: Michael Menzel
Genre: Legen
Zubehör:

90 Ziegenkarten (18 Ziegenarten mit je 5 Werten), 15 Hundekarten, 16 Milchkarten, 5 große Holz-Ziegen (in 5 Farben), 50 kleine Holz-Ziegen (je 10 in 5 Farben), 5 Ziegenställe, Spielanleitung

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