Citizen X

Die nun folgende Rezi betrifft ein Spiel, das sich offenbar noch in der "letzten Testphase" befindet. Schreiberling dieser Zeilen steht im e-mail - Kontakt mit Autor Rainer Engel, der wörtlich meinte, dass es "hier auf vielen Baustellen so einiges zu tun gibt". Das bedeutet, dass diese Rezension noch nicht als endgültig angesehen werden sollte. Es kann sein, dass sich in dem Spiel noch so einiges ändert. Da das Spiel aber doch bereits käuflich erworben werden kann, soll eine kleine Vorab-Information bereits online gehen. Sobald es zu gravierenden Änderungen kommt und damit vielleicht gar der eine oder andere Plus- oder Kritikpunkt aufkommt oder eliminiert wird, wird diese Rezension sofort aktualisiert. Zudem werden Neuerungen auch immer auf der Verlags-HP publiziert, und so können sich alle, die das Spiel besitzen, auch dort auf dem Laufenden halten. 

1.4.2009: Endime sendete eine neue Anleitung aus. Da ich diese Regeln noch nicht gespielt habe, bezieht sich untere Rezension noch auf die ALTEN Regeln. Der Link zur neuen Anleitung wird unten angeführt, um sich die Anleitung runterladen zu können, muss man sich registrieren.


Der große Vorteil eines Rezensentenlebens (abgesehen von dem, dass man seinen Mitmenschen nicht nur real, sondern auch virtuell auf die Nerven fallen darf) besteht darin, dass man hin und wieder mal Spiele zugeschanzt bekommt, die für den normalen Spielekonsumenten nicht ganz einfach zu bekommen sind bzw. nur dann zu Bewusstsein kommen, wenn man ungefähr 16 Stunden am Tag durch die Spielewebseiten der Welt geistert. Wenn man sich dann noch seitenintern den Ruf des Liebhabers des nicht unbedingt massenorientierten Marktes erworben hat, erleichtert das die Jagd noch ungemein. Und Spiele, die in irgendeiner Form mit Monsterjagd oder Zombies zu tun haben, landen sowieso immer bei mir. Nicht, dass ich da etwas dagegen hätte...

Gut, unsere heutigen Monster gehören zur Spezies der Zombies, denen ich mich ja schon in Form eines Intrigespieles (Mall of Horror) und eines Abenteuerspieles (Last Night on Earth) gewidmet habe, und auch den Brettshooter Zombies!!! beehre ich immer wieder mit Erwähnung und Benützung. Also besprechen wir auch mal eine weitere Form des Zombiespieles (auch wenn's letztendlich vollkommen egal ist, wie die Monster heißen), und diesmal haben wir es mit dem Werk eines Autors zu tun, der von Die Werwölfe von Düsterwald angemessen beeindruckt war und auszog, einen eigenen Beitrag zum Genre zu leisten. Ist ja nicht das schlechteste Vorbild, sag ich jetzt mal so...


Das Spiel:

"Citizen X" versetzt die Spieler in die 20er - Jahre des 20. Jahrhunderts, und zwar in das Gebiet des Ural. Die Heimatstadt der Spieler ist verschüttet worden, und zu allem Überfluss sind einige der Bewohner zum Zombie mutiert. Doch nur des Nachts treiben sie ihr Unwesen, am Tage machen sie den Eindruck ehrbarer Bürger.

Vor Spielbeginn erhält jeder Spieler einen Charakter. Je nach Spielerzahl gibt es zwei oder drei Zombies und eine Anzahl an sogenannten "Ehrbaren Bürgern". Letzteren sind Rollen zugewiesen. Die wichtigsten sind dabei Inspektor, Staatsanwalt und Apothekerin. Zusätzlich gibt es für jeden Spieler noch eine Waffe im Wert von 0-3.

Wie das berühmte Vorbild ist auch "Citizen X" und Tages- und Nachtrunden unterteilt. Und auch hier beginnt das Spiel mit einer Nachtrunde. In der ersten dieser Runde müssen einander noch bestimmte Figuren erkennen (z.B. Inspektor und Staatsanwalt). Danach geht das übliche Spielchen los:

Nachtzug: Der Nachtzug beginnt mit streunenden Zombies, die sich durch den Stuhlkreis bewegen, und die Spieler, die sie attackieren, an der Schulter berühren. Um einen Spieler erfolgreich anzugreifen, muss die Anzahl der attackierenden Zombies die Stärke der Waffe übertreffen. Ist dies der Fall, ist der Spieler ab sofort ein Zombie, bei Gleichstand fällt der Spieler ins Koma und kann von der Apothekerin noch gerettet werden.
Nach den Zombies erhält der Inspektor Kenntnis davon, welcher Spieler angegriffen wurde, und die Apothekerin erhält die Möglichkeit, im Koma liegende Spieler zu heilen.
In jeder Nacht erkennen einander außerdem noch zwei Personen, um damit im Tageszug gezielten Informationsfluss zu gewährleisten. Ein Beispiel, um das zu verdeutlichen: Der Schlafwandler darf sich in der Nacht als Zombie ausgeben, indem er mit den Zombies auf Streife geht und einen Angriff vortäuscht. In der ersten Nacht erfährt er nun, wer der Psychiater ist, während der Psychiater in Nacht 2 erfährt, welcher Spieler der Inspektor ist, der in einer Nacht die Identität des Staatsanwalt erfahren hat.

Tageszug: Während des Tageszuges sucht sich nun jeder Spieler einen Gesprächspartner, sucht einen ruhigen Ort mit ihm oder ihr auf und tauscht mit ihm/ihr Informationen aus, die er während der letzten Nacht erhalten hat oder zu erhalten glaubte. Zudem darf man einander nach der Identität im Stile von "Bist Du der/die XXX" fragen, und man muss wahrheitsgemäß "Ja" oder "Nein" antworten.


Spielende:

Das Spiel kann auf zwei Arten enden: Der Staatsanwalt, die für die ehrbaren Bürger wichtigste Rolle, kann jederzeit angeben, dass er glaubt, alle Zombies zu kennen. Nennt er ALLE Zombies richtig (also auch die Spieler, die im Laufe der Nächte zu Zombies WURDEN !!!), haben die ehrbaren Bürger gewonnen. Nennt er auch nur einen Zombie falsch oder vergisst er einen, haben die Zombies gewonnen.

Das zweite mögliche Ende tritt ein, wenn der Staatsanwalt von den Zombies eliminiert wird. In diesem Fall muss der Inspektor - falls noch vorhanden - gegebenenfalls mit Hilfe der Apothekerin die Zombies entlarven.

Spieletester

03.06.2008

Fazit

Zunächst einmal das Positive:
Die Idee, die Informationen in klar definierten Kanälen fließen zu lassen, gibt dem Spiel eine definitiv interessante Note, und tut dem "Werwölfe von Düsterwald" - System sehr gut. Äußerst positiv fällt auch auf, dass kein Spieler dauerhaft aus dem Spiel "ausscheiden" kann. Wer getötet wird, wird zum Zombie, er wechselt also die Seite. Es gewichtet das Spiel mit fortlaufender Dauer um und hat den schlichten Vorteil, dass alle Spieler bis zum Ende dabei sind.


Damit kommen wir aber leider zu den Problemen, und davon hat das Spiel genau zwei:

1. Die Waffen: Die Idee, dass die Zombies Spieler angreifen, und dabei eine Waffe zu schlagen haben, klingt prinzipiell reizvoll, doch letztendlich bewirkt es nichts anderes als einen Angriff auf eine Person pro Nacht, wodurch ich mich prinzipiell frage: Wozu die Mühe mit den Waffen? Nur, damit es sein kann, dass in Nacht 1 ein Spieler mit einer 3er - Waffe überleben kann? Das halte ich für sehr dünn. (Anm.: Eine der Ideen, die Autor Engel gerade verfolgt, ist die, den Waffen spezielle Eigenschaften zu geben. Es besteht demnach die Chance, dass dieser Punkt bald wegfällt oder ins Positive überschlägt.)

2. Die Diskussionen: Hier liegt das Hauptproblem des Spieles. Sich am Tage EINE Person zu schnappen und mit dieser zu sprechen, sorgt bei Weitem nicht für den Unterhaltungswert, für den eine Diskussion in der Runde sorgt. Es spielt zwar den oben erwähnten Informationsflüssen in die Hände, doch die hätte man sicher auch besser, will heißen unterhaltsamer, einarbeiten können.


Was bleibt also für ein Eindruck, wenn man das Spiel gespielt hat? Unserer war der eines Spieles, das man durchaus mal wieder spielen kann, aber das bei den derzeitigen Regeln eindeutig zweite Wahl ist, wenn sich auch die "Werwölfe" anbieten. Im Moment wird man den Eindruck nicht los, dass das seit Jahren für beste Unterhaltung sorgende "Werwölfe" - System (bzw. "Mafia" - System, dem die "Werwölfe" ja nur die Idee der Charaktere hinzugefügt hat) mit aller Gewalt umgebaut werden sollte. Das Ergebnis ist durchaus bereits spielbar - es ist, ich wiederhole mich, kein SCHLECHTES Spiel - aber zumindest in jetziger Form gilt: wenn ich die Wahl habe...


P.S.: Noch eine letzte Anmerkung zur Figur des "Hochstaplers": Er kann sich während der Diskussionen als jeder beliebige Charakter ausgeben, ist demnach der einzige, der lügen darf. Auf seiner Tafel steht zudem aber noch, dass er sich entscheiden kann, für welche Seite er spielt. Dieser Absatz ist irreführend, und wurde dank des schon erwähnten e-mail-Kontaktes mit Autor Engel geklärt:
Er sollte eine Art "moralischen Sieg" anstreben, gilt zu Spielbeginn aber als "Ehrbarer Bürger", und kann z.B. nicht aufstehen und mitstreunen, wenn die Zombies dies tun. Der Absatz auf der Tafel ist prinzipiell verwirrend und sollte ignoriert werden.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 6 bis 16
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 40 Minuten
Erscheinungsjahr: 2007
Verlag: Endime
Genre: Kommunikation
Zubehör:

1 DVD
16 Charakterkarten
16 Ausrüstungskarten
1 Anleitung

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